Ich gehe in meiner Antwort zunächst davon aus, dass das Format bereits erzeugt wurde. Dies sollte beispielsweise der Falls sein, wenn es von der TeX-Distribution bereitgestellt wird. Wie man ein Format erzeugt, könnte jedoch ggf. Thema einer weiteren Frage werden.
Zu einem Format gehört in der Regel auch immer ein *Binary* (ein ausführbares Programm). Dieses Binary ist im einfachsten Fall lediglich eine Kopie des entsprechenden TeX-Binaries, also von `tex`, `pdftex`, `xetex` oder `luatex`, das umbenannt wurde. Am Dateiname erkennt TeX, welches Format zu laden ist. Wichtig ist, dass das korrekte Binary umbenannt wurde. Ein Format, das für `pdftex` erzeugt wurde, kann normalerweise nämlich nicht mit `tex`, `xetex`, oder `luatex` geladen werden. Auf weitere Details ist ggf. in einem Artikel zur Formaterzeugung einzugehen.
Hat man nun ein Dokument `kleinertest.tex` beispielsweise für das Format `texsis` erzeugt, so muss man dieses Dokument auch mit dem entsprechenden Binary `texsis` verarbeiten. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Ausführung aus einem Terminal oder einer Eingabeaufforderung
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Zunächst öffnet man ein Terminal oder eine Eingabeaufforderung und begibt sich in das Dokumentverzeichnis. Unter den meisten *Unix-Desktops* kann man ein Terminal über das Menü starten und landet dann automatisch im HOME-Verzeichnis. Von dort gelangt man mit der Anweisung [`cd`](http://pubs.opengroup.org/onlinepubs/009695399/utilities/cd.html) und entsprechendem Argument in das gewünschte Verzeichnis. Unter *Windows* (ab Vista) kann man hingegen direkt im Windows-Explorer im Popup-Menü nach einem Rechtsklick auf ein Verzeichnis eine Eingabeaufforderung für dieses Verzeichnis öffnen. Darin gibt man dann
texsis kleinertest.tex
ein. Die Endung `.tex` kann man auch weglassen, da sie normalerweise automatisch ergänzt wird. Allerdings ist dies abhängig von der Implementierung. Existiert gleichzeitig eine Datei ohne Endung, so könnte beim Weglassen der Endung implementierungsabhängig auch diese geladen werden. Es ist daher besser, die Endung mit anzugeben.
Kommt es zu einem Fehler, wird nun interaktiv nach einer Lösung verlangt (mit `h` gibt es eine Hilfe dazu). Dies lässt sich vermeiden, indem man das Binary im Batchmodus (ohne ausführliche Ausgabe) oder im Nonstopmodus (mit ausführlicher Ausgabe) verwendet. Dazu verfügen moderne TeX-Implementierungen über die Option `-interaction`, beispielsweise:
texsis -interaction=batchmode kleinesbeispiel.tex
Näheres zur Option ist in der Anleitungsseite von `tex` zu erfahren. Eine `log`-Datei, mit ausführlichen Ausgaben und Fehlermeldungen wird natürlich weiterhin erzeugt.
Auf Dauer ist es aber eventuell nicht sehr komfortabel, für das neue Format immer in das Terminal zu wechseln. Daher werden nachfolgend weitere Möglichkeiten erklärt.
Ausführung über die Integration in den Editor
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Die meisten TeX-Editoren erlauben es, neue Verarbeitungswege und neue Binaries zu integrieren. Damit kann man dann direkt aus dem Editor heraus, mit dem das Dokument eingibt, auch dessen Verarbeitung anstoßen.
TeXworks
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Bei TeXworks kann man neue Verarbeitungsprogramme unter `Bearbeiten` → `Einstellungen` auf der Registerkarte `Textsatz` eintragen:
![Dialog Textsatz][1]
Klicken Sie dort auf den `+`-Knopf rechts unten neben dem Feld `Verarbeitungsprogramme` und füllen Sie dann den neuen Dialog wie folgt aus:
![Konfiguration Textsatz][2]
Wichtig ist im Fall von `texsis`, dass nach der Beendigung kein PDF angezeigt werden kann, da es sich um ein Format zur DVI-Ausgabe handelt. Bei anderen Formaten, die über pdfTeX, luaTeX oder XeTeX ein PDF erzeugen, ist stattdessen zu empfehlen, die entsprechende Einstellung (im Dialog unten) aktiviert zu lassen.
Erstellen Sie nun ein minimales Dokument für das neue Format und stellen Sie unter `Textsatz` bzw. im Auswahlfeld der Toolbar `TeXsis` als Verarbeitungswerkzeug ein. Mit `CTRL` + `T` bzw. dem grün unterlegten Pfeilsymbol in der Toolbar kann das Dokument dann mit `TeXsis` verarbeitet werden. Das Ergebnis des Laufs, könnte im Editorfenster mit eingeschalteter Konsoleausgabe dann wie folgt aussehen:
![Erfolgreicher TeXsis-Lauf in TeXworks][3]
Um das Ergebnisdokument, das im DVI-Format vorliegt, anzuzeigen, muss allerdings explizit ein DVI-Viewer gestartet werden. Daher ist es ggf. sinnvoll ein Skript oder eine weitere Verarbeitung zur Umwandlung von DVI nach PDF anzulegen. Näheres dazu ist der Anleitung von TeXworks zu entnehmen.
Texmaker
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Texmaker ist leider sehr stark auf die Verarbeitung von LaTeX-Dokumenten fixiert. Ich konnte dort bisher keine Möglichkeit finden, andere Verarbeitungswege alternativ zu implementieren. Man könnte allenfalls den Editor grundsätzlich für die Verwendung eines anderen Formats konfigurieren. Eine weitere Alternative bietet hier das Laden des Formats über spezielle Kommentare.
Laden des Formats über spezielle Kommentare
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Einige TeX-Implementierungen ermöglichen es, das zu verwendende Format über einen speziellen Kommentar anzugeben. Setzt man *als erste Zeile des Dokuments*
%&texsis
so lädt TeX automatisch das angegebene Format (im Beispiel `texsis`). Zwar ist diese Möglichkeit bei TeX Live für `tex` abgeschaltet (und lässt sich in meinen Test auch nicht über die eigentlich dafür vorgesehene Option `-parse-first-line` aktivieren), für `latex` funktioniert sie aber. Auf diese Weise kann dann auch mit TeXmaker über die Werkzeuge `LaTeX` und `DVI→PDF` bzw. die Tastendrücke `F2` und `F9` ein PDF aus einem Minimaldokument wie
%&texsis
\texsis
This is a \TeX is document.
\bye
erzeugt werden.
Verwendung von Verarbeitungswerkzeugen
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Inzwischen verwenden viele LaTeX-Anwender Werkzeuge wie [`arara`](http://www.ctan.org/pkg/arara) oder [`latexmk`](http://www.ctan.org/pkg/latexmk) zur Erzeugung ihrer Dokumente. Einige davon lassen sich auch für die Verwendung mit anderen Formaten einsetzen. Einige sind aber eher sehr stark an LaTeX orientiert und dafür nicht geeignet. Anwender, die mit diesen Werkzeugen vertraut sind, finden in den jeweiligen Anleitungen nähere Informationen.
[1]: http://texwelt.de/wissen/upfiles/dialogtextsatz_1.png
[2]: http://texwelt.de/wissen/upfiles/dialogtextsatz1.png
[3]: http://texwelt.de/wissen/upfiles/texworkslauf.png