Neben typischen LaTeX-Fehlern, die im bereits von @Johannes in einem Kommentar genannten [»LaTeX2e Sündenregister«][1] aufgeführt sind und zu einem großen Teil mit dem Paket [`nag`][2] überprüft werden können, gibt es auch grundsätzliche Fehler, die man besonders bei Word-Benutzern aber nicht nur bei diesen findet. Diese gehören wie schon bei den zu beachtenden Dingen in unterschiedliche Bereiche.
Häufige typografische Fehler sind:
- Grauenvolle Randeinstellungen, die sowohl bezüglich der Symmetrie, also letztlich der Ästhetik, als auch der resultierenden Zeilenlänge, also der Lesbarkeit, unterirdisch sind. Hier hilft es, wenn man min. Kapitel 2 der [KOMA-Script-Anleitung][3], besser auch noch Anhang A des [KOMA-Script-Buches][4] liest.
- Unmöglicher Durchschuss: Das 1,5-fache des normalen Durchschusses verbessert die Lesbarkeit nicht, sondern verschlechtert sie und vermindert darüber hinaus die Ästhetik, indem es einen einheitlichen Graueindruck verhindert. Für professionelle Leser sind großzügige Ränder wichtiger, da diese Korrekturzeichen beherrschen und auch damit arbeiten.
Häufige Fehler beim Vorgehen:
- Nicht die Zeit nehmen, wenigstens eine Kurzeinführung – besser jedoch eine ausführliche LaTeX-Einführung –, komplett zu lesen. Diverse der nachfolgenden Fehler könnten dadurch vermieden werden.
- Glauben, man müsse unbedingt selbst bestimmen, wo Abbildungen und Tabellen im fertigen Dokument gesetzt werden: Solche Objekte sind sogenannte *Konsultationsobjekte*, das bedeutet, der Leser entscheidet ohnehin selbst, wann er sie oberflächlich und wann im Detail beachtet. Daher ist es nicht notwendig, sie im laufenden Text und möglicherweise sogar genau an der Stelle, an der zum ersten Mal auf sie verwiesen wird, zu setzen. Stattdessen setzt man sie vorzugsweise am Anfang einer Seite, ersatzweise am Ende einer Seite oder auf einer eigenen Seite. Genau das macht LaTeX normalerweise bereits in der Voreinstellung von Gleitumgebungen, also ohne dass man irgendwelche Platzierungsoptionen oder ähnliches angibt. Näheres dazu ist unter dem [Thema Gleitumgebungen][5] zu finden.
- Verzetteln in Einstellungen wie denen zur Schrift: Die Wahl des Fonts ist zwar durchaus wichtig, aber nur insofern als der Font zur Dokumentart passen sollte. Man kann solche Einstellungen bei LaTeX normalerweise auch später noch ändern.
- Verzetteln in Feinheiten der Überschriften etc.: Die Voreinstellungen vieler LaTeX-Grundklassen wie beispielsweise den [Klassen von KOMA-Script][6] sind von vornherein besser als alles, was man mit Word&Co produzieren kann. Man sollte sich daher auf den Inhalt konzentrieren und die Form so weit wie möglich den Experten überlassen.
- Verwendung von falschen Absätzen: Bei TeX wird ein Absatz durch `\par` oder eine schlichte Leerzeile erreicht. In der Voreinstellung wird die in der Regel günstigste Absatzauszeichnung mit Absatzeinzug verwendet. Textverarbeitungsanwender sind aber gewohnt, die weniger günstigen Absatzabstände zu verwenden und erzwingen diese dann mit `\\` am Absatzende, was aus verschiedenen Gründen komplett falsch ist. Näheres zu Absatzabständen ist bei der Frage [»Wie erhalte ich eine Leerzeile zwischen Absätzen«][7] zu finden. Als Faustregel sollte sich der Anfänger merken: `\\` wird nur als Kurzform von `\tabularnewline` oder ausnahmsweise in `center`-, `flushleft`- oder `raggedright`-Umgebungen oder in anderen Spezialfällen, die von bestimmten Paketen bereitgestellt und dort auch dokumentiert werden, verwendet. Andere Verwendung deutet meist auf eine unsaubere oder sogar fehlerhafte Formatierung hin.
- Keine klare Trennung von Form und Inhalt: Eine saubere Trennung von Form und Inhalt durch Verwendung von semantischem Markup ermöglicht erst, dass man sich eben nicht in Kleinigkeiten verzettelt, sondern zunächst auf Aufbau und Inhalt konzentrieren kann. So kann man die Form später leicht anpassen.
- [Verwendung von Leerzeichen oder Umlauten in Dateinamen](http://texwelt.de/wissen/fragen/11617).
- [Verwendung von Umlauten oder Sonderzeichen in Schlüsselwörtern für Querverweise](http://texwelt.de/wissen/fragen/1193).
- [Verwendung unsäglicher Vorlagen][8]: Im Internet gibt es unzählige gut gemeinter Vorlagen für wissenschaftliche Arbeiten mit LaTeX. Fast alle dieser Vorlagen sind überladen, in Teilen veraltet und in Teilen einfach nur schlecht. Besser ist es, mit einem minimalen Dokument anzufangen und nur das einzubauen, was man tatsächlich benötigt. Natürlich ist es für den Anfänger nicht einfach, dabei schlechten Code von gutem Code zu unterscheiden. Aber dafür gibt es ja uns …
Häufige stilistische Fehler sind:
- Verwendung von Abkürzungen am Anfang eines Satzes oder Nebensatzes
- Verwendung von Abkürzungen, die nicht gesprochen werden und deshalb besser ausgeschrieben werden sollten
- Viel zu viele Gliederungsebenen, die auch alle nummeriert werden: Drei bis vier sollten genügen, wobei die vierte meist nicht nummeriert werden müsste.
[1]: http://www.dante.de/pkg/l2tabu
[2]: http://www.ctan.org/pkg/nag
[3]: http://mirrors.ctan.org/macros/latex/contrib/koma-script/doc/scrguide.pdf
[4]: http://www.komascript.de/komascriptbuch
[5]: http://texwelt.de/wissen/themen/gleitumgebungen/
[6]: http://www.ctan.org/pkg/koma-script
[7]: http://texwelt.de/wissen/fragen/113/wie-erhalte-ich-eine-leerzeile-zwischen-absatzen
[8]: http://www.komascript.de/node/1691