Man kann **Schriftauszeichnungen** theoretisch durchaus als Gruppe nutzen. Es gibt allerdings einige Dinge zu beachten. So sollte man `\rm`, `\sf`, `\tt`, `\bf`, `\it`, `\sl` und `\sc` in LaTeX besser gar nicht verwenden, wie in »[Macht es einen Unterschied, ob ich `\\it` oder `\\itshape` verwende?][1]« ausführlich erklärt wurde. Diese Anweisungen existieren in LaTeX2e selbst überhaupt nicht. In verschiedenen Klassen sind sie lediglich aus Gründen der Kompatibilität mit LaTeX 2.09 und plainTeX definiert. Sie erlauben jedoch im Gegensatz zu den NFSS2-Fontbefehlen von LaTeX2e keine Kombination von Schriftattributen. Daher sind als Umschalter `\rmfamily`, `\sffamily`, `\ttfamily`, `\bfseries`, `\itshape`, `\slshape`, `\scshape` und die von den alten LaTeX-2.09-Befehlen nicht abgedeckten `\upshape` und `\mdseries` vorzuziehen.
Diese Umschalter könnte man wie alle lokal arbeitenden Umschalter auch als Umgebungen missbrauchen, also `\begin{bfseries}…\end{bfseries}` etc. Wie ich in [meiner Antwort][2] meinen Antwort auf die Frage: Frage »[Kann ich Schriftgrößenumschaltungen auch als Umgebungen verwenden?][3]«, verwenden?][2]« und ausführlicher bei »[Kann man eigentlich alle Befehle auch als Umgebung verwenden und umgekehrt?][3]« bereits erklärt habe, liegt das weniger an den Umschaltbefehlen, sondern eher daran, wie Umgebungen in LaTeX definiert sind. Intern wird der `\begin`-Code einer Umgebung `foo` nämlich in der Anweisung `\foo` definiert und der `\end`-Code in der Anweisung `\endfoo`. Gleichzeitig muss für `\begin{foo}…\end{foo}` die Anweisung `\endfoo` nicht definiert sein. Nützt man dieses interne Wissen aus, so kann man also viele Anweisungen (nicht nur Umschalter) auch als Umgebung verwenden. Puristen vertreten meist den Standpunkt, dass diese interne Implementierung von Umgebungen eher eine Schwachstelle ist und man daher so wenig `\begin{bfseries}…\end{bfseries}` schreiben sollte, wie man `\begin{footnote}{Fußnotentext}\end{footnote}` schreiben würde. Darüber hinaus zeichnen sich bei LaTeX3-Änderungen ab, mit denen das auch gar nicht mehr funktionieren würde.
Eine entscheidende Frage ist eigentlich, warum man überhaupt auf die Idee kommen sollte, die Schriftumschaltbefehle als Umgebung zu verwenden. Normalerweise verwendet man diese Befehle nämlich nur dann, wenn man gerade will, dass ihre Wirkung bis zum Ende der aktuellen Gruppe reicht. Dabei werden diese Anweisungen nicht innerhalb eines Dokuments, sondern eher zur Definition von Umgebungen und Befehlen in der Dokumentpräambel verwendet. Für kurzzeitige Umschaltungen beispielsweise für eine Passage innerhalb eines Absatzes stehen hingegen seit LaTeX2e die Befehle `\textrm{…}`, `\textsf{…}`, `\texttt{…}`, `\textmd{…}`, `\textbf{…}`, `\textup{…}`, `\textit{…}`, `\textsl{…}` und `\textsc{…}` zur Verfügung. Diese erwarten alle ein Argument und entsprechen damit meist auch den Erwartungen von Anfängern.
Allerdings sollte man auch diese Befehle im Sinne der **Trennung von Form und Inhalt** in der Regel nicht innerhalb eines Dokuments verwenden. Jede Schriftumschaltung – wir sprechen auch von *Textauszeichnung* – geschieht immer aus einem bestimmten Grund. Der scheinbare Grund: »ich will das fett haben«, ist dabei nicht entscheidend. Entscheiden ist der tiefere Grund, also die Frage: »Warum will ich das fett haben?«, die beispielsweise lauten könnte: »Ich will Paketnamen auf einen Blick als solche kenntlich machen.« Nachdem die Textauszeichnung aus einem bestimmten Grund erfolgt, sollte man sich einen Befehl definieren, der diesen Grund abbildet, also beispielsweise:
\newcommand*{\PaketName}[1]{\textbf{#1}}
Eine solche Definition kann in der Dokumentpräambel erfolgen, aber auch in einem eigenen Paket oder einer Wrapper-Klasse. So vorzugehen, hat darüber hinaus den Vorteil, dass man bei konsequenter Anwendung des Prinzips, die Textauszeichnung für einen bestimmten Grund später leicht ändern kann, ohne alle mit den entsprechenden Schriftumschaltungen versehene Passagen im Text durchgehen zu müssen, um zu sehen, ob diese Textauszeichnung aus demselben Grund vorgenommen wurde oder nicht. Stattdessen ist lediglich die Definition der einen Anweisung zu ändern. Siehe dazu auch: »[Wie sollte ich vorgehen, wenn ich bestimmte Arten von Begriffen, beispielsweise Namen hervorheben will?][4]«.
Kommen wir zu den **Schriftgrößenumschaltungen**. Auch diese kann man als Umgebung missbrauchen, allerdings ist dort im Gegensatz zu den bisher behandelten Schriftattributen Zusätzliches zu beachten. Dies wurde in [meiner Antwort][5] zur Frage »[Was ist an `\\Huge{Text}`, `\\Large{Text}`, `\\footnotesize{Text}` etc. falsch?][6]« bereits ausführlich besprochen, so dass ich mir hier eine Wiederholung sparen kann. Wichtig ist über obige Erklärungen für Schriftauszeichnungen hinaus bei Schriftgrößenumschaltungen vor allem, dass man berücksichtigen muss, dass TeX einen Absatzumbruch insgesamt immer mit den Einstellungen durchführt, die am Absatzende gelten. Deshalb muss dafür gesorgt werden, dass zum Zeitpunkt des Absatzumbruchs, die richtige Schriftgröße aktiv ist. Im Rahmen der Definition von speziellen Absatzumgebungen oder Befehlen wie Überschriften ist dies jedoch normalerweise einfach zu erreichen, beispielsweise mit einem gezielten `\par` vor dem Ende der entsprechenden Umgebung oder Gruppen.
Mit **LaTeX3** wird sich diesbezüglich übrigens eine wichtige Änderung ergeben. Bei LaTeX3 wird intern einer Umgebung `foo` nicht mehr durch die Befehle `\foo` und `\endfoo`, sondern durch die Befehle `\environment foo`, `\environment foo end` und das zusätzliche, in `\environment foo end` verwendete `\environment foo end aux` (als interne Anweisungen der Implementierungsebene haben sie tatsächlich Leerzeichen in den Befehlsnamen) repräsentiert. Dadurch ist es dann auch nicht mehr möglich, Befehle als Umgebungen zu missbrauchen oder versehentlich den Anfang einer Umgebung als Befehl zu verwenden, wie wir das bei `center` häufiger erleben. Bereits heute werden diese neuen Anweisungen von den [`xparse`][7]-Anweisungen zur Definition von Umgebungen: `\DeclareDocumentEnvironment`, `\NewDocumentEnvironment`, `\RenewDocumentEnvironment` und `\ProvideDocumentEnvironment`, entsprechend definiert. Da [`xparse`][7] derzeit aber nicht nur die LaTeX3-Schnittstelle zur Definition von Anwenderanweisungen und Umgebungen bereitstellt, sondern auch noch für die Kompatibilität zu LaTeX2e sorgen muss, werden derzeit auch weiterhin `\foo` und `\endfoo` definiert.
*Man kann also zwar in LaTeX 2.09 und LaTeX2e manche Befehle als Umgebung missbrauchen, man sollte das aber spätestens im Hinblick auf LaTeX3 besser vermeiden.*
[1]: http://texwelt.de/wissen/fragen/27/macht-es-einen-unterschied-ob-ich-it-oder-itshape-verwende
[2]: http://texwelt.de/wissen/fragen/1852/kann-ich-schriftgroenumschaltungen-auch-als-umgebungen-verwenden/1853
http://texwelt.de/wissen/fragen/1852/kann-ich-schriftgroenumschaltungen-auch-als-umgebungen-verwenden
[3]: http://texwelt.de/wissen/fragen/1852/kann-ich-schriftgroenumschaltungen-auch-als-umgebungen-verwenden
http://texwelt.de/wissen/fragen/1994/kann-man-eigentlich-alle-befehle-auch-als-umgebung-und-umgekehrt-verwenden
[4]: http://texwelt.de/wissen/fragen/1985/wie-sollte-ich-vorgehen-wenn-ich-bestimmte-arten-von-begriffen-beispielsweise-namen-hervorheben-will
[5]: http://texwelt.de/wissen/fragen/1849/was-ist-an-hugetext-largetext-footnotesizetext-etc-falsch/1850
[6]: http://texwelt.de/wissen/fragen/1849/was-ist-an-hugetext-largetext-footnotesizetext-etc-falsch
[7]: http://www.ctan.org/pkg/xparsehttp://texwelt.de/wissen/fragen/1849/was-ist-an-hugetext-largetext-footnotesizetext-etc-falsch