MiKTeX für Linux
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Derzeit wird das von Windows schon lange bekannte [MiKTeX](https://miktex.org/) für Ubuntu, Mint, Debian, Fedora und openSUSE angeboten. Bei Ubuntu werden zwei unterschiedliche Installationsquellen für Ubuntu 18.04 LTS (Bionic Beaver) und Ubuntu 16.04 LTS (Xenial Xerus) angeboten. Diese werden auch für Linux Mint 19 bzw. Linux Mint 18 verwendet. Für Debian 9 (Stretch), Fedora 28 und openSUSE Leap 15 existieren jeweils eigene Quellen. Die Quellen für openSUSE Leap 15 funktionieren leider nicht auf Anhieb für openSUSE Tumbleweed, da hierbei die Abhängigkeit zu `libhunspell-1.6.so.0` nicht aufgelöst werden kann. Man kann aber das [`libhunspell-1.6.so.0` für Leap 15.0](https://software.opensuse.org/package/libhunspell-1_6-0) herunterladen und installieren. Danach funktioniert die Installation auch mit openSUSE Tumbleweed.
Die Installation läuft bei allen Linux-Distributionen in zwei Schritten ab. Zunächst wird nur das zentrale MiKTeX-Verwaltungswerkzeug, `MiKTeX Console` (und eine Consoleanwendung `miktexsetup` für einen alternativen Installationsweg) installiert und diverse Binaries für TeX unter `/usr/bin` und `/usr/libexec` *abgelegt* sowie Manual-Pages etc. installiert. Die Binaries unter `/usr/bin` tragen fast alle den Präfix `miktex-`, so dass kaum eine Gefahr von Dateikonflikten besteht. Die dafür notwendigen Schritte
* Installation des Signaturschlüssels
* Einrichtung und Aktivierung der Paketquellen
* Installation des Pakets `miktex`
sind von Distribution zu Distribution unterschiedlich und werden auf der [Downloadseite](http://www.miktex.org/download) nach Auswahl von `Linux` und der gewünschten Distribution erklärt.
Die eigentliche Installation von MiKTeX erfolgt dann über die `MiKTeX Console`. Dazu startet man die `MiKTeX Console` aus dem Application-Menü der jeweiligen Linux-Distribution (bei openSUSE beispielsweise im Kammäleon-Menü unter `Dienstprogramme`). Wie bei Windows auch, hat man dann die Wahl, MiKTeX entweder nur für den aktuellen Benutzer oder für alle zu installieren. Die Konsequenzen der Entscheidung sind dieselben [wie bei Windows](https://texwelt.de/wissen/fragen/11038/wie-installiere-ich-latex/15713) auch. Bei einer privaten Installation nur für den aktuellen Benutzer werden alle Binaries in `~/bin` installiert. Bei einer geteilten Installation für alle Benutzer werden die Binaries dagegen unter `/usr/local/bin` installiert. Die Installation erfolgt nach Auswahl der gewünschten Installationsart.
Installationsart. Anschließend bekommt man eine Nachricht, dass `MiKTeX Console` neu gestartet werden muss (hier während einer privaten Installation):
[![Aufforderung zum Neustart der MiKTeX Console][1]][2]
Bei mir gab es anschließend eine Warnung wegen eines *PATH issue*. Das lag daran, dass bei mir TeX-Live vor `~/bin` in PATH eingetragen war. Dieselbe Warnung erhält man auch, wenn `~/bin` nicht in PATH zu finden ist. Man sollte dann ggf. PATH anpassen. Das gleiche gilt entsprechend, wenn `/usr/local/bin` nicht oder an der falschen Stelle von PATH zu finden ist. Über einen Link kommt man ggf. zu einer Erklärung, wie man PATH ändert.
Bei einer privaten Installation wird übrigens zusätzlich das Verzeichnis `~/.miktex` angelegt. Darin befindet sich dann auch alle Dateien, die `MiKTeX Console` installiert. In `~/bin` werden nur symbolische Links auf die Binaries unter `/usr/bin` und `/usr/libexec` angelegt.
Dass man nach der Installation immer zuerst ein Update machen sollte, zeigte sich übrigens unmittelbar. Durch Auswahl von `Updates` in der neu gestarteten `MiKTeX Console` und nach einem Klick auf `Check for updates` wurden bei mir bereit zwei verfügbare Updates angezeigt `biber-linux-x86_64` und `miktex-misc`:
[![Update][3]][3]
Hätte ich ohne das Update ein Dokument unter Verwendung von `biblatex` erzeugt, wäre die aktuelle Version von `biblatex` installiert worden, die mit der veralteten Version von `biber` nicht zusammen funktioniert und ich hätte eine Fehlermeldung bekommen. Also: Nach Abschluss der Installation unbedingt [ein Update durchführen](https://texwelt.de/wissen/fragen/24357)!
Wer lieber auf der Console arbeitet, verwendet einfach
<pre>miktexsetup finish</pre>
für eine private Installation oder
<pre>sudo miktexsetup --shared=yes finish</pre>
für eine geteilte Installation. ACHTUNG: Die Option `--shared=yes` ist wichtig! Anderenfalls erhält nämlich schlicht der Benutzer `root` seine private Installation.
Nach der Installation kann man dann noch die von Windows gewohnte automatische Paketinstallation, die MiKTeX auszeichnet, aktivieren. Bei einer privaten Installation geht das mit
<pre>initexmf --set-config-value [MPM]AutoInstall=1</pre>
während bei einer geteilten Installation
<pre>sudo initexmf --admin --set-config-value [MPM]AutoInstall=1</pre>
benötigt wird.
Auch hier sollte man anschließend `MiKTeX Console` starten, um ein erstes Update durchzuführen.
TeX Live neben MiKTeX
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Übrigens: Solange man Vanilla Vanila TeX Live im Standardverzeichnis `/usr/local/texlive/`*Version* installiert hat und dabei das Erzeugen symbolischer Links in `/usr/local/bin` nicht explizit eingeschaltet hat, kann man eine geteilte MiKTeX-Installation und TeX-Live parallel betreiben. Für TeX Live genügt es dann `PATH` so zu setzen, dass dessen Binary-Verzeichnis (beispielsweise `/usr/local/texlive/2019/bin/x86_64-linux`) *vor* `/usr/local/bin` durchsucht wird. Für MiKTeX muss es umgekehrt sein oder das TeX Live Binary-Verzeichnis aus PATH entfernt werden. Für eine private MiKTeX-Installation gilt entsprechendes mit `~/bin` anstelle von `/usr/local/bin`. Für ein TeX-Live, das über den Linux-Paketmanager installiert wurde, schaltet man zwischen MiKTeX und TeX-Live um, indem `/usr/local/bin` bzw. `~/bin` in `PATH` hinzugefügt oder entfernt wird.
Was braucht man noch?
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Außerdem der TeX-Distribution benötigt man natürlich noch einen Editor. Diesen kann man in der Regel über den Paketmanager der Linux-Distribution installieren. Eine Übersicht über verschiedene Editoren auch für Linux zeigt: [Welcher LaTeX-Editor für Einsteiger empfehlenswert?](http://texwelt.de/wissen/fragen/884#895)
[1]: https://texwelt.de/wissen/upfiles/test_20190306_173742.png
[2]: https://texwelt.de/wissen/upfiles/test_20190306_173742.png
[3]: https://texwelt.de/wissen/upfiles/test_20190306_180452.png