[meta] Spitzfindigkeit
In einer Frage gab es den Kommentar:
*"Das ist ja so ähnlich, wie wenn ich einen Satz solange umformuliere, bis es keine Trennstriche mehr gibt, nur weil die Silbentrennung Fehler macht".*
Ich finde diese Sichtweise interessant,(ganz interessant(ganz ohne Spott!). Vielleicht sollte man mal einen Exkurs über Textgestaltung machen, zu dem die professionellen Setzer etwas beitragen können.
Meiner Meinung nach sollte ein Schreiber eines handschriftlichen Schriftstücks die Fertigkeiten haben, einen Text so zu formulieren und zu schreiben, daß sowenig Trennungen und andere "Krücken" als möglich im Text erscheinen.
Er benutzt dazu in der horizontalen und vertikalen Aufteilung drei Fähigkeiten:
1. Den Text so zu formulieren, daß jede Zeile bestmöglich gefüllt wird und Trennungen soweit als möglich vermieden werden.
2. Die handschriftlichen Zeichen, Wörter und Sätze so zu stauchen oder zu strecken, daß dieses Ziel erreicht wird, ohne optisch störend zu wirken, wenn keine Umformulierung möglich ist.
3. Den vertikalen Raum so effektiv wie möglich zu nutzen, ohne störende Brüche zu produzieren.
Gleiches gilt für die vertikale Textgestaltung.
Nur in Ausnahmefällen, nämlich wenn es nicht gelingt, den Text ordentlich zu formulieren und zu gestalten, werden Hilfsmittel eingesetzt, wie Trennungen, Abkürzungen, Abstände, Leerräume und so weiter. Selbstverständlich sind hier keine inhaltlich notwendigen Textkörperauftrennungen gemeint.
Tex/Latex lösen das technische Problem (Stauchungen, Laufweiten etc) in hervorragender Weise, aber gerade deshalb, weil sie es lösen, gerät der wichtigere Ansatz, den Text passend zum Raum zu formulieren in den Hintergrund.
"Druckreif schreiben" wäre das Schlagwort, um die vielen Kompromisse und Anpassungen, die in Latex ermöglicht werden, in Zweifel zu ziehen.
Die Fähigkeiten von Latex sind eine gute, aber unzureichende Möglichkeit, die (zunehmende?) Unfähigkeit, einen Text richtig zu gestalten, zu kaschieren oder zu korrigieren.
PS: Es geht hier nicht um Grafiken!