Bei `biblatex` betreiben die Autoren einen sehr hohen Aufwand, um möglichst vieles in Abhängigkeit der Sprache zu automatisieren. So wird beispielsweise das optionale *postnote*-Argument daraufhin überprüft, ob es sich um eine Seitenzahl-Angabe handelt. Wird eine solche erkannt, wird sprachabhängig ein Präfix wie „`S.`“ + Leerzeichen im Deutschen oder „`p.`“ + Leerzeichen im Englischen für eine einzelne Seite vorangestellt.
Auch Bereiche von Seiten werden erkannt und entsprechend behandelt. Es gibt auch eine ganze Reihe von Befehlen, um Seitenbereiche zu markieren. Einer davon ist der Postfix-Befehl `\psq`, der für *page sequence* steht. Er ist für Seitensequenzen aus zwei Seiten gedacht, bei denen nur die erste Seite explizit angegeben wird. Im Deutschen wird dann ein Leerzeichen + „`f.`“ (ohne die Anführungszeichen) angefügt. Für den Punkt verwendet `biblatex` dabei allerdings nicht den normalen Satzzeichen-Punkt, sondern einen Abkürzungspunkt.
Abkürzungspunkte unterscheiden sich bei in vielerlei Hinsicht von Satzzeichenpunkten. In einigen Sprachen wie Englisch werden beispielsweise nach Satzzeichenpunkten größere Abstände eingefügt, während nach Abkürzungspunkten dies zu vermeiden ist. Bei Abkürzungen mit Großbuchstaben wie „`S.`“ macht TeX das schon automatisch. Bei Abkürzungen mit Kleinbuchstaben wie „`f.`“ muss der Anwender normalerweise selbst darauf achten. Ebenso entfällt zwar auch bei Abkürzungspunkten ein weiterer nachfolgender Satzzeichenpunkt bzw. wird dann der Abkürzungspunkt zugleich zu einem Satzzeichenpunkt. Folgt auf einen Abkürzungspunkt jedoch ein Satzzeichen wie ein Komma oder ein Semikolon, so bleibt dieses erhalten. Dagegen kann auf einen Satzzeichenpunkt eigentlich nie ein weiteres Satzzeichen wie ein Komma oder ein Semikolon folgen. `biblatex` bietet deshalb die Möglichkeit zwischen diesen beiden Arten von Punkten zu unterscheiden. Im Falle der mit `\psq` gesetzten Abkürzung ist das aber nicht notwendig, weil `biblatex` hier automatisch bereits einen Abkürzungspunkt markiert.
Damit all die Automatismen funktionieren, muss man sie allerdings auch richtig einsetzen. Man sollte also niemals `\cite[S. 380]{key}` schreiben. Wegen des „`S.`“ würde `biblatex` das nicht mehr als Seitenzahl erkennen. Stattdessen schreibt man `\cite[300]{key}`. `biblatex` macht daraus abhängig von der Sprache im Deutschen selbst „`S. 300`“. Ebenso sollte man niemals `\cite[300 f.]{key}` schreiben. Wegen des „`f.`“ würde `biblatex` das nicht mehr als Seitensequenz erkennen und auch das „`f.`“ wäre für `biblatex` keine Abkürzung. Stattdessen verwendet man `\cite[300\psq]{key}`. `biblatex` macht daraus dann selbst „`S. 300 f.`“.
Schon wenn man im gezeigten Beispiel
\footnote{Vgl. \cite[S. 165f.]{Miller.2010}, \cite[S. 35f.]{Meier.2013}, \cite[S. 17]{Schmidt.2017}.}
durch
\footnote{Vgl. \cite[165\psq]{Miller.2010}, \cite[35\psq]{Meier.2013}, \cite[17]{Schmidt.2017}.}
ersetzt, erhält man daher wunschgemäß
> Vgl. Miller 2010, S. 165 f., Meier 2013, S. 35 f., Schmidt 2017, S. 17.
als Fußnote.
Wie @moewe in einem Kommentar ergänzt hat, kann man notfalls einen Abkürzungspunkt auch nachträglich mit `\isdot` als Abkürzungspunkt markieren. Das würde ich in diesem Fall jedoch nicht empfehlen, da mit einer manuell eingefügten Abkürzung die Seitenzahlerkennung von `biblatex` nicht funktionieren würde. Man müsste dann beispielsweise wieder `\cite[S.\isdot 165 f.\isdot]{Miller.2010}` schreiben und beim Wechsel der Sprache selbst „`S.`“ und „`f.`“ passend ersetzen. Die Verwendung von `\cite[165\psq]{Miller.2010}` ist hier sicher die einfachere und bessere Lösung.
Ich würde außerdem empfehlen, die von `biblatex` vorgesehenen Befehle für multiple Literaturverweisen und deren *prenote-* und *postnote*-Argument zu verwenden. Das wäre im gezeigten Fall zunächst:
\footcites(Vgl.)()[165\psq]{Miller.2010}[35\psq]{Meier.2013}[17]{Schmidt.2017}
So wie `\footcite` einen einzelnen Literaturverweis als Fußnote setzen kann, tut dies `\footcites` für mehrere Fußnoten. Jeder einzelne Verweis hat wie bei `\footcite` (oder auch bei `\cite`) ein optionales *prenote*-Argument für einen davor gestellten Text und ein optionales *postnote*-Argument für einen nachgestellten Text. Diese werden wie bei `\footcite`, `\cite`, `\parencite` etc. in eckigen Klammern angegeben. Dazu kommen am Anfang noch zwei optionale Argumente in runden Klammern für eine Generelle generelle *prenote* und eine generelle *postnote*. Die generelle *prenote* bietet sich für das `Vgl.` an. „`Vgl.`” an, das im Beispiel am Anfang der Fußnote gesetzt werden soll. Soll das bei allen Fußnotenverweisen gesetzt werden, könnte man es allerdings auch (ebenfalls sprachabhängig) automatisch setzen lassen. Dies jedoch nur als Anmerkung. Zwischen den einzelnen Verweisen solcher multiplen Literaturverweise setzt `biblatex` zur Trennung `\multicitedelim`. Das ist in der Voreinstellung ein Semikolon gefolgt von einem Leerzeichen. Du willst ein Komma gefolgt von einem Leerzeichen. Dies ist mit
\renewcommand*{\multicitedelim}{\addcomma\space}
leicht zu erreichen. Auch das Satzzeichen am Ende der Fußnote ist übrigens konfigurierbar.
Vorteil der Verwendung von `\footcites` gegenüber einer `\footnote` mit einem Rattenschwanz an einzelnen Verweisen ist, dass auch hier eine sprachabhängig unterschiedliche Formatierung möglich ist. Ebenso ist es sehr einfach, Änderungen an den Anforderungen umzusetzen, da dann nicht jede einzelne Fußnote kontrolliert und geändert werden muss, sondern dies dies, wie am Beispiel `\multicitedelim` gezeigt, global erfolgen kann.
Ebenso bietet `biblatex` die Möglichkeit, global zu entscheiden, wie Literaturverweise formatiert werden sollen. Dazu gibt es die Anweisungen `\autocite` und `\autocites` und Option `autocite`. Sollten wie im Beispiel alle Literaturverweise als Fußnoten ausgegeben werden, setzt man Option `autocite=footnotes`. Statt `\footcites` schreibt man dann `\autocites` und statt `\footcite` entsprechend `\autocite`. Entscheidet später jemand, dass die Literaturverweise stattdessen im Text erfolgen sollen, muss nur Option `autocite` geändert werden. Alles andere geht dann automatisch.
Damit ergibt sich als Lösung des Problems die Verwendung von `\autocites` mit korrekten Angaben für Seitenzahl-Sequenzen im *postnote*-Argument der einzelnen Verweise:
\begin{filecontents}{\jobname.bib}
@book{Miller.2010,
author = {Mike Miller},
title = {Titel},
year = {2010},
location = {Miami},
shorthand = {Miller 2010},
}
@book{Meier.2013,
author = {Monika Meier},
title = {Titel},
year = {2013},
location = {München},
shorthand = {Meier 2013},
}
@book{Schmidt.2017,
author = {Sabrina Schmidt},
title = {Titel},
year = {2017},
location = {Stuttgart},
shorthand = {Schmidt 2017},
}
\end{filecontents}
\listfiles
\documentclass[a4paper]{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[backend=biber,style=authortitle-dw,autocite=footnote]{biblatex}
\addbibresource{\jobname.bib}
\renewcommand*{\multicitedelim}{\addcomma\space}% Komma + Leerzeichen statt
% Semikolon + Leerzeichen zwischen einzelnen
% Verweisen eines Multi-Verweises wie
% \autocites.
\begin{document}
Text.\autocites(Vgl.)()[165\psq]{Miller.2010}[35\psq]{Meier.2013}[17]{Schmidt.2017}
\printbibliography
\end{document}
[![Vgl. Miller 2010, S. 165f., Meier 2013, S. 35 f., Schmidt 2017, S. 17.][1]][1]
Näheres zu `autocite`, `\autocites` (`\footcites`), `\psq` und `\multicitedelim` ist in der `biblatex`-Anleitung zu finden. Mich hat das Nachschlagen gerade 10 Minuten gekostet. Sehr schwer ist das also nicht zu finden. Ich kenne mich mit `biblatex` nämlich überhaupt nicht aus.
Besonderer Danke geht an `moewe` @moewe für seinen unterstützenden Kommentare.
[1]: https://texwelt.de/upfiles/test_fussnotenverweis.png