Neben den Seitenstilen `headings`, `myheadings` und `plain`, die in der Regel Seitenzahlen aufweisen – der Fachausdruck für das Versehen von Seiten mit Seitenzahlen ist übrigens *Paginierung* – und bei den meisten Klassen definiert sind, bietet der LaTeX-Kern auch noch den Seitenstil `empty`. Seiten in diesem Seitenstil werden zwar im aktuellen Nummerierungsstil mitgezählt, es findet aber keine Paginierung statt. Auch einen Kolumnentitel wird nicht gesetzt, vielmehr sind Kopf und Fuß der Seite entsprechend dem Namen des Seitenstils leer.
Man kann innerhalb eines Dokuments für ganze Passagen mit `\pagestyle` zwischen unterschiedlichen Stilen hin und her schalten:
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{blindtext}
\begin{document}
\pagestyle{empty}% Ohne den Nummerierungsstil zu ändern,
% Seitenzahlen und Kolumnentitel aus.
\title{Titel}
\author{Ich}
\date{2. Juli 2013}
\maketitle
\begin{abstract}
\blindtext
\end{abstract}
\tableofcontents
\pagestyle{headings}% Ab hier verwenden wir Seitenzahlen und Kolumnentitel
\makeatletter\@whilenum\value{page}<100 \do{\blinddocument}\makeatother
\end{document}
Bei Klassen wie `report` oder `book` sollte man vor `\pagestyle` immer ein `\cleardoublepage` stellen oder die `\pagestyle`-Anweisung hinter die nächste `\chapter`-Anweisung verschieben, damit der Nummerierungsstil sich nicht bereits auf einer Seite zu früh ändert. Die Anweisung gilt nämlich ab sofort.
Will man nur den Seitenstil der aktuellen Seite ändern und danach wieder mit dem *normalen* Seitenstil fortfahren, so erreicht man dies mit `\thispagestyle`:
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{blindtext}
\pagestyle{headings}% normalerweise mit Seitenzahlen und Kolumnentitel
\begin{document}
\title{Titel}
\author{Ich}
\date{2. Juli 2013}
\maketitle
\thispagestyle{empty}% Nur auf der Seite mit dem Titel
% ohne Seitenzahlen und Kolumnentitel.
\begin{abstract}
\blindtext
\end{abstract}
\tableofcontents
\makeatletter\@whilenum\value{page}<100 \do{\blinddocument}\makeatother
\end{document}
Natürlich kann man Änderungen des Seitenstil und des Nummerierungsstils miteinander kombinieren. Das ist beispielsweise nützlich, wenn man die Seiten ohne Nummer nicht in die Nummerierung mit einbeziehen will, aber gleichzeitig die pdfTeX Warnung
pdfTeX warning (ext4): destination with the same identifier (name{page.}) has been already used, duplicate ignored
vermeiden will:
\documentclass{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{blindtext}
\usepackage{hyperref}
\begin{document}
\pagenumbering{alph}
\pagestyle{empty}% Ohne den Nummerierungsstil zu ändern,
% Seitenzahlen und Kolumnentitel aus.
\title{Titel}
\author{Ich}
\date{2. Juli 2013}
\maketitle
\begin{abstract}
\blindtext
\end{abstract}
\tableofcontents
\pagenumbering{arabic}
\pagestyle{headings}% Ab hier verwenden wir Seitenzahlen und Kolumnentitel
\makeatletter\@whilenum\value{page}<100 \do{\blinddocument}\makeatother
\end{document}
Bei Verwendung von doppelseitigem Satz sollte man übrigens sicherstellen, dass `\pagenumbering` immer auf einer rechten (= ungerade) Seite ausgeführt wird. Anderenfalls kann es geschehen, dass zwei ungerade Seiten aufeinander folgen, was beim Druck erhebliche Probleme bereitet, da ungerade Seiten im doppelseitigen Satz immer rechts stehen müssen. Daher ist in diesen Fällen `\pagenumbering` immer ein `\cleardoublepage` bzw. bei den KOMA-Script-Klassen ein `\cleardoubleoddpage` voran zu stellen.
Doch bevor ich es vergesse, sei darauf hingewiesen, dass es üblich ist, die Titelseiten, nicht jedoch ein Buchcover, bei der Seitenzählung zu berücksichtigen. Ebenso werden auch andere Seiten gehandhabt, die nicht mit einer Seitenzahl versehen werden. Schreibt man also ein Buch, das mit einem Schmutztitel, einem Fontispiz, Frontispiz, einer Haupttitel- und einer Impressum-Seite beginnt, eine Vorwortseite des Herausgebers, dann eine Vakatseite – so nennt man komplett leere Seiten – enthält, so beginnt das Inhaltsverzeichnis auf Seite 7. Wird das Inhaltsverzeichnis ebenfalls nicht mit einer Seitenzahl versehen, so wird es natürlich trotzdem mit gezählt und das erste Kapitel beginnt dann mit einer entsprechen höheren Seitenzahl.
Das früher übliche Vorgehen, dass die Seiten vor dem ersten Kapitel römisch nummeriert wurden, hatte übrigens technische Gründe. Man wollte dem Setzer, der die Seitenzahlen in den Verzeichnissen und für die Querverweise mühsam von Hand einsetzen und ggf. austauschen und dabei den Satz anpassen musste, etwas erleichtert. Bei einem Satzsystem wie LaTeX, bei dem das alles vollautomatisch geht, ist der Sinn verloren. Man sollte daher im Sinne des Lesers von vorn bis hinten arabisch durchnummerieren – zumindest wenn nicht lokale Gepflogenheiten dem vollkommen entgegen stehen. Folgt man diesem Anachronismus werden die Titelseiten natürlich bei den römischen Seiten mitgezählt. Der Hauptteil beginnt dann wieder mit einer arabischen 1 als Seitenzahl und daher natürlich auf einer rechten Seite.
Ach übrigens: Der *Kolumnentitel* ist sozusagen der Titel der Seite. Beim Seitenstil `headings` wird die Überschrift einer der obersten Ebenen als sogenannter *lebender Kolumnentitel* in der Regel in den Seitenkopf gesetzt. Dagegen definiert man den Kolumnentitel bei `myheadings` mit `\markright` oder `\markboth` selbst. Er wird ebenfalls in der Regel im Kopf ausgegeben.