Die Bindekorrektur sollte natürlich so groß sein, wie der Verlust durch die Bindung. Anders gesagt, schlage eine Buch im entsprechenden Format auf, messe wie groß die sichtbare Doppelseite ist, dividiere den Wert durch 2 und ziehe das Ergebnis von der Breite des Buchblocks ab. Das ist die Bindekorrektur für das entsprechende Buch. Dabei ist der Wert, den man für ein neues Dokument zu wählen hat, sowohl von der Dicke des Buches als auch von der Art der Bindung ab. Bei Büchern, die ganz klassisch in Fadenbindung aus Signaturen entstehen, wird man in der Regel weniger Bindekorrektur benötigen als für ein Buch in mäßiger Leimbindung aus dem Copyshop. Bei letzterem wird man eine sehr starke Abhängigkeit von der Dicke des Buchs habe, bei ersterem eine deutlich geringere.
In der KOMA-Script-Anleitung heißt es dazu:
> Betrachtet man […] ein gebundenes Druckerzeugnis, so ist zu erkennen, dass ein Teil des Papiers in der Bindung verschwindet und nicht mehr als Seite zu sehen ist. Für den Satzspiegel ist jedoch nicht
entscheidend, welches Format das Papier hat, sondern, was der Leser für einen Eindruck vom Format der Seite bekommt. Damit ist klar, dass bei der Berechnung des Satzspiegels der Teil, der durch die Bindung versteckt wird, aus dem Papierformat herausgerechnet und dann zum inneren Rand hinzugefügt werden muss. Wir nennen diesen Teil *Bindekorrektur*. Die Bindekorrektur ist also rechnerischer Bestandteil des Bundstegs, nicht jedoch des sichtbaren inneren Randes.
> Die Bindekorrektur ist vom jeweiligen Produktionsvorgang abhängig und kann nicht allgemein
festgelegt werden. Es handelt sich dabei also um einen Parameter, der für jeden Produktionsvorgang
neu festzulegen ist.
Ich glaube der KOMA-Script-Autor hat auf eine ähnliche Frage mal zwei Hinweise für den unteren Wert der Bindekorrektur gegeben, die sinngemäß lauteten:
* Wenn ein *ähnliches Buch* – also ein ähnlich dickes Buch, das auf ähnliches Papier gedruckt und auf dieselbe Weise gebunden wurde – eine Falz besitzt, gibt diese den unteren Wert für die Bindekorrektur an.
* Wenn man in ein geschlossenes, *ähnliches Buch* – also ein ähnlich dickes Buch, das auf ähnliches Papier gedruckt und in derselben Weise gebunden wurde – ein Blatt Papier im Format des Buchblocks schiebt, ohne Gewalt auszuüben und mit sauber paralleler Kante (dazu muss man meist nochmal ein wenig am Blatt ziehen, wenn es im Buch steckt), wird die Bindekorrektur min. so groß sein, wie die Breite des Teils, des Blattes, der aus dem Buch herausragt.
Ich habe das zweite Verfahren gerade mal bei zwei Büchern ausprobiert. Bei einem Buch mit Falz, steckte das Blatt erstaunlicherweise genau bis zur Falz im Buch. Bei einem deutlich dickeren Buch ohne Falz, ging es beim ersten Versuch viel zu weit ins Buch, beim zweiten Versuch nicht weit genug.
Leider finde ich nicht mehr, wo das geschrieben wurde. Und wie gesagt, geben beide Verfahren nur den absoluten unteren Wert für die Bindekorrektur an. Meist wird man etwas mehr angeben müssen. Tatsächlich wird sich der korrekte Wert für die Bindekorrektur im Laufe des Lebens eines Buches sogar verändern. Ein neues Buch schlägt meist sehr viel schlechter auf. Ich habe beispielsweise ein dickes Buch mit Klaviernoten. Als es neu war, ging auf allen Seiten min. 2 cm von der sichtbaren Seite verloren. Allerdings hieß es in der Anleitung zu dem Buch, dass die Klebebindung es verträgt, wenn man das Buch regelrecht in der Bindung aufknickt. Das habe ich mehrfach gemacht und in Folge der ausführlichen Verwendung gehen jetzt auf jeder Seite nur noch ca. 3–5 mm durch die Bindung verloren. Man kann daran sogar erkenne, welche Stücke ich nicht mag … Natürlich kann man im Laufe der Lebensdauer eines Buchs die Bindekorrektur nicht mehr ändern. Also ist der Wert, den man wählt ohnehin immer ein Kompromiss.