TeX Live für Linux
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[TeX Live](http://www.tug.org/texlive) ist eine TeX-Distribution, die für unterschiedliche Betriebssysteme zur Verfügung steht. Für die Installation unter Linux gibt es meist zwei unterschiedliche Möglichkeiten:
<a name="linuxpakete"></a><a href="#linuxpakete">TeX Live über den Linux-Paketmanager</a>
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Das ist auf den ersten Blick der einfachere Weg. Dazu wählt man im Linux-Paketmanager das passende TeX-Live-Paket und installiert es. Eine erste Schwierigkeit ist allerdings meist schon die Frage, welches TeX-Live-Paket das passende ist. Bei den Linux-Distributionen wird TeX-Live meist auf viele Pakete verteilt. Das führt immer wieder zu Problemen, weil Anwender gerne nur `texlive` oder `texlive-base` o. ä. installieren. Sobald sie dann auch nur ein Dokument in deutscher Sprache erstellen lassen wollen, erhalten sie Fehlermeldungen, weil beispielsweise die Sprachanpassungen via `babel` nicht mit installiert wurden. Daher wird empfohlen, immer *alle TeX-Live-Pakete* zu installieren. Die meisten Linux-Distributionen bieten dafür das Pseudopaket `texlive-full` oder `texlive-scheme-full`. Daraus ergibt sich, beispielsweise
* für `apt-get` basierte Linux-Distributionen (debian, ubuntu etc.):
<pre>
sudo apt-get install texlive-full</pre>
* für openSuSE:
<pre>
sudo zypper install texlive-scheme-full</pre>
* Fedora, Redhat:
<pre>
sudo yum install texlive-scheme-full</pre>
Natürlich kann man das entsprechende Paket stattdessen auch mit dem jeweiligen grafischen Frontend der Linux-Distribution installieren. Das komplette TeX Live ist übrigens mehrere 100 MByte groß. Die Installation dauert also etwas.
Oft hat die Installation über den Paketmanager den Nachteil, dass es selten bis nie Updates für LaTeX-Pakete gibt. Auch der TeX-Live-Manager `tlmgr` wird dabei nicht unbedingt mit installiert, so dass man sich Updates auch nicht auf diesem Weg besorgen kann. Darüber hinaus neigen viele Linux-Distributionen dazu, die meiste Zeit mehr oder weniger alte Releases von TeX Live in ihren Paket-Repositories zu haben. Ob das zu einem echten Problem wird, hängt jedoch vom Benutzerprofil ab.
Wird `tlmgr` doch mit installiert, ist er in der Regel noch nicht so konfiguriert, dass er Pakete aktualisieren kann. Er ist dann nämlich nicht dazu geeignet, die TeX-Live-Pakete der Linux-Distrubtion zu aktualisieren oder globale Distributionspakete neu zu installieren. Man kann ihn aber so konfigurieren, dass er neue oder aktuelle Pakete im `TEXMFHOME`-Verzeichnis des Anwenders verwalten kann. Dazu muss man einmalig
<pre>tlmgr init-usertree</pre>
aufrufen. Updates sind ab dann mit
<pre>tlmgr update --usermode --self --all</pre>
möglich. Mit der Zeit führt das aber dazu, dass die Updates in `TEXMFHOME` fast so viel Platz einnehmen, wie die TeX-Installation der Distribution. Bei mehreren Benutzern muss auch jeder die Updates durchführen. Außerdem kann man per `tlmgr` immer nur die aktuelle TeX Live Distribution aktualisieren. Enthält die Linux Distribution also beispielsweise noch ein TeX Live 2014, 2016, dann sind keine Updates über `tlmgr` mehr möglich. Linux Distributionen aktualisieren allerdings vor der nächsten Release der Linux Distribution selten auf die aktuelle TeX Live Version. Daher kann es schnell sinnvoll werden, ein Original TeX Live (aka Vanilla TeX Live) zu installieren.
<a name="vanilla"></a><a href="#vanilla">Original/Vanilla TeX Live</a>
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Hier sind grob drei Schritte durchzuführen:
1. Installation von TeX Live
2. TeX Live dem System bekannt machen
3. Dem Linux-Paketmanager erzählen, dass TeX Live installiert ist und daher alle Abhängigkeiten von anderen Linux-Paketen zu TeX Live befriedigt sind.
Die ersten beiden Schritte sind dabei zwingen.
Für die *Installation von TeX-Live* lädt man sich einfach den [Net-Installer für Linux](http://mirror.ctan.org/systems/texlive/tlnet/install-tl-unx.tar.gz) von [`tug.org`](http://www.tug.org/texlive) herunter. Dann legt man das Verzeichnis `/usr/local/texlive` an und gibt demjenigen Benutzer, der die TeX-Live-Installation verwalten soll, Schreibrechte für dieses Verzeichnis. Das ist auch der einzige Schritt der Installation für die man ggf. `root`-Rechte benötigt. Danach braucht man für die Installation oder Verwaltung von TeX Live keine `root`-Rechte mehr.
Anschließend entpackt man den heruntergeladenen Net-Installer, wechselt in dessen Verzeichnis (zu erkennen am Programm `install-tl`) und ruft den eigentlichen Installer auf:
<pre>
./install-tl -gui</pre>
Am besten behält man alle Einstellungen bei und führt direkt die Installation durch.
Möglicherweise erhält man beim Aufruf eine Fehlermeldung, dass `perl-tk` nicht gefunden wurde. In diesem Fall kann man die Installation auch ohne grafische Oberfläche, also ohne Option `-gui`, durchführen. Es ist jedoch zu empfehlen, das Paket `perl-tk` über den Linux-Paketmanager nachzuinstallieren, da man dies auch zur Wartung von TeX Live mit `tlmgr` sehr gut brauchen kann.
Übrigens: Falls während der Installation, ein Fehler auftritt, beispielsweise weil die Internet-Verbindung zusammen bricht, kann man diese einfach durch Aufruf von `install-tl` neu starten. Dabei wird allerdings selbst bei Verwendung von Option `-gui` keine grafische Oberfläche mehr geöffnet. Stattdessen wird die Installation im Textmodus einfach ab der Fehlerstelle fortgeführt. Bei Aufruf in einem Terminal-Fenster kann man trotzdem sehen, was geschieht.
Um *TeX Live dem System bekannt zu machen* muss man das Binary-Verzeichnis von TeX Live in die systemweite Environment-Variable `PATH` eintragen. Das geht am einfachsten, indem man das [`profile`-Script aus dieser Antwort](http://texwelt.de/wissen/fragen/4775#4776) verwendet. Natürlich muss man darin den Wert für `TL_DIR` an die jeweilige TeX-Live-Version anpassen, derzeit wäre das also
<pre>
TL_DIR="/usr/local/texlive/2016"</pre>
TL_DIR="/usr/local/texlive/2018"</pre>
Bei Debian-Linux und einigen Debian-basierten Linux-Distributionen ist die korrekte Datei, in die man diese `PATH`-Änderung am Ende einträgt, `/etc/login.defs`. Bei anderen Linux-Distributionen ist `/etc/environment` vorzuziehen. Bei openSUSE kann man einfach ein Script in `/etc/profile.d` ablegen.
Danach muss man sich noch aus- und wieder einloggen, damit das Script auch ausgeführt wird. Das Script hat außerdem noch den Vorteil, dass es auch die Environment-Variablen `MANPATH` und `INFOPATH` um die entsprechenden Verzeichnisse von TeX Live erweitert.
Führt man jetzt `which tex` aus, so sollte der ausgegebene Pfad in das Binary-Verzeichnis des zuvor installierten TeX Live führen. Das ist normalerweise `/usr/local/texlive/<JAHR>/bin/x86_64-linux/tex` bei einem 64bit-Linux und `/usr/local/texlive/<JAHR>/bin/i386-linux/tex` bei einem 32bit-Linux.
Der letzte Schritt, *dem Linux-Paketmanager mitzuteilen, dass TeX Live installiert ist*, erhöht lediglich den Komfort bzw. verhindert, dass bei der automatischen Abhängigkeitsauflösung bei der Installation anderer Linux-Pakete – beispielsweise eines LaTeX-Editors – überflüssiger Weise auch noch TeX-Live-Pakete der Linux-Distribution installiert werden. Diese belegen dann allerdings nur Platz und stören normalerweise nicht die Verwendung des Original-TeX-Live.
Wenn man eine Linux-Distribution verwendet, für die es ein sogenanntes **TeX-Live-Dummy-Paket** gibt, kann man einfach dieses installieren. Solche Pakete gibt es beispielsweise für **[`openSUSE`](http://www.ctan.org/pkg/texlive-dummy-opensuse)**, für **[`RHEL 6 Enterprise`](http://www.ctan.org/tex-archive/support/texlive/texlive-dummy/EnterpriseLinux-6)** oder **[`RHEL 7 Enterprise`](http://www.ctan.org/pkg/texlive-dummy-enterprise-linux-7)**. Für **Debian**-basierte Systeme kann man mit Hilfe von `equivs` selbst ein dummy-Paket basteln, wie dies [auf der Debian-Support Seite von TeX-Live](http://www.tug.org/texlive/debian.html#vanilla) beschrieben ist.
Für **`openSUSE`** gibt es übrigens vom KOMA-Script-Autor auch eine [One-Click-Installation von Original-TeX-Live](http://www.komascript.de/texlive) (eigentlich eines kleinen Programms, über das man dann u. a. die Installation der aktuellen TeX-Live-Version einschließlich des Downloads aller benötigten Dateien anstoßen kann). Das Vorgehen ist auf der verlinkten Seite beschrieben. Vorteil ist, dass dabei ein kleiner Dialog, über den mehrere TeX-Live-Installation und die Installation der nicht freien Fonts von [`getnonfreefonts`](http://www.tug.org/fonts/getnonfreefonts/) verwaltet werden können, in das Start-Menü der grafischen Oberfläche, beispielsweise KDE mit integriert wird.
Für **Ubuntu** gibt es ein [`bash`-Script von Scott Kostyshak zur Installation und Integration von TeX Live](https://github.com/scottkosty/install-tl-ubuntu). Näheres zu dessen Verwendung ist in der [Antwort auf die Frage »Probleme mit Texlive-Installation unter Ubuntu«](http://texwelt.de/wissen/fragen/15425#15711) zu finden.
Die Verwendung des Original-TeX-Live hat übrigens den Vorteil, dass für die Verwaltung von TeX Live dann der TeX-Live-Manager `tlmgr` bereit steht. Über diesen können neben dem Original-Repository auch zusätzliche Repositories wie [`TLcontrib`](http://tlcontrib.metatex.org/) (leider nicht mehr aktualisiert) oder [`KOMA`](http://www.komascript.de/current) (aktuelle Paketversionen vom KOMA-Script-Autor) oder [`tlptexlive`](https://www.preining.info/blog/software-projects/tlptexlive/) (spezielle Pakete für Japanisch von Norbert Preining) verwendet werden. Über diese stehen teilweise Pakete zur Verfügung, die im Original-Repository nicht oder nur in älteren Versionen vorhanden sind.
Was braucht man noch?
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Außerdem der TeX-Distribution benötigt man natürlich noch einen Editor. Diesen kann man in der Regel über den Paketmanager der Linux-Distribution installieren. Eine Übersicht über verschiedene Editoren auch für Linux zeigt: [Welcher LaTeX-Editor für Einsteiger empfehlenswert?](http://texwelt.de/wissen/fragen/884#895)
[1]: https://www.tug.org/texlive/doc/texlive-common/install-lnx-main.png