<sub>Der folgende Text ist nicht von mir sondern von Frank Mittelbach, der ihn [auf TeX.sx veröffentlicht hat][1]. Wer dort auch einen Account hat und ihm noch keine Stimme gegeben hat, sollte sich unbedingt überlegen, dort ein Upvote zu geben. Mein bescheidener Beitrag ist lediglich die Übersetzung ins Deutsche, weshalb die Antwort als _Community Wiki_ markiert ist. Ich habe einige (sehr wenige) Sätze weggelassen und auch den letzten Abschnitt über die Dokumentation des Algorithmus' ausgelassen.</sub>
# Terminologie #
## Klassen von Gleitumgebungen ##
Jede von LaTeX's Gleitumgebungen gehört einer **Klasse** an. Der LaTeX-Kernel
kennt von sich aus erst einmal zwei: `figure` und `table`. Dokumentenklassen
oder Pakete können weitere definieren. Die Klasse einer Gleitumgebung
beeinflusst Eigenschaften wie zum Beispiel die voreingestellte
Platzierungsoption.
LaTeX wird nie die Reihenfolge von Gleitumgebungen einer Klasse änderen. Hat
man etwa `figure1`, `table1`, `figure2` in einem Dokument, dann wird `figure2`
auf jeden Fall *nach* `figure1` platziert werden. `table1` gehört einer
anderen Klasse an und wird daher unabhängig davon platziert.
## Gleitumgebungsbereiche ##
In einer Kolumne kennt LaTeX zwei **Bereiche**, in denen es Gleitumgebungen
platzieren kann: den *top*-Bereich und den *bottom*-Bereich. In einem
zweispaltigen Layout gibt es außerdem einen *top*-Bereich, der beide Spalten
umfasst. Einen entsprechenden *bottom*-Bereich gibt es nicht.
Außerdem kann LaTeX Gleitkolumnen oder -seiten machen, also Kolumnen oder
Seiten, die nur Gleitumgebungen enthalten.
Zu guter letzt kann LaTeX Gleitumgebungen „*inline*“ in den Text platzieren.
## Platzierungsparameter ##
Um eine Gleitumgebung in einen der genannten Bereiche zu platzieren, benötigt
eine Gleitumgebung Platzierungsparameter als optionales Argument. Ohne
ARgument Argument werden die Voreinstellungen verwendet. Das optionale Argument kann
die folgenden Zeichen in beliebiger Reihenfolge enthalten:
- `!` manche Einschränkungen sollen ignoriert werden (siehe später)
- `h` die Gleitumgebung darf *inline* (here) platziert werden
- `t` die Gleitumgebung darf in den *top*-Bereich platziert werden
- `b` die Gleitumgebung darf in den *bottom*-Bereich platziert werden
- `p` die Gleitumgebung darf auf einer Gleitkolumne oder Gleitseite platziert
werden
Die Reihenfolge, in der diese Zeichen verwendet werden, beeinflussen nicht,
wie der Algorithmus bestimmt, wo die Gleitumgebung platziert wird.
Beispielsweise machen `[ht]` und `[th]` keinerlei Unterschied! Das ist eines
der häufigsten Missverständnisse über Gleitumgebungen.
*Wenn jedoch ein Zeichen nicht verwendet wird, dann wird die entsprechende
Option überhaupt nicht beachtet!*
## Parameter des Algorithmus ##
Es gibt ca. zwanzig Parameter, die die Platzierung einer Gleitumgebung
beeinflussen. Sie bestimmen grundsätzlich
- wie viele Gleitumgebungen in einen bestimmten Bereich platziert werden
dürfen.
- wie groß ein Bereich werden darf.
- wie viel Text auf einer Seite sein muss oder anders gesagt wieviel Platz
*top*- und *bottom*-Bereich einnehmen dürfen.
- wie viel Weißraum eingefügt wird
- zwischen aufeinander folgenden Gleitumgebungen
- zwischen Gleitbereich und dem Text darüber oder darunter
## Referenzpunkt einer Gleitumgebung ##
Die Stelle, an die eine Gleitumgebung im Quelltext geschrieben wird,
beeinflusst die Platzierung der Gleitumgebung im Output, da dadurch festgelegt
ist, wann LaTeX die Gleitumgebung zum ersten Mal sieht. Wenn eine
Gleitumgebung mitten in einem Absatz platziert wurde, dann ist der
Referenzpunkt der nächste Zeilenumbruch oder Seitenumbruch in dem Absatz, in
dem die Gleitumgebung geschrieben wurde.
# Grundlegende Regeln des Gleitmechanismus #
Mit dem jetzigen Wissen können wir in das Verhalten des Algorithmus etwas
eintauchen.
Zunächst muss man verstehen, dass alle von LaTeXs Algorithmen dergestalt
konzipiert wurden, dass Rückverfolgung vermieden wird. Das bedeutet, LaTeX
liest den Quelltext, formatiert, was es findet, und setzt es mehr oder weniger
sofort. Diese Designentscheidung wurde getroffen, um einerseits die (dennoch
recht hohe) Komplexität niedrig zu halten und andererseits eine vernünftige
Geschwindigkeit zu erhalten. (Man denke daran, dass das aus den frühen
Achtzigern stammt).
Der Algorithmus für Gleitumgebungen ist *gierig*, d.h., wenn er eine
Gleitumgebung findet, wird er versuchen, sie sofort zu platzieren. Wenn er
erfolgreich war, wird er diese Entscheidung niemals rückgängig machen. Das
bedeutet, er könnte eine Lösung wählen, die eigentlich unterlegen ist, wenn
man später erhaltene Daten berücksichtigte.
Wenn eine `figure` beispielsweise in den *top*-Bereich platziert werden darf,
entscheidet LaTeX vielleicht, sie dort zu platzieren. Wenn diese Abbildung
von zwei `table`s gefolgt wird, die *nur* in den *top*-Bereich platziert
werden dürfen, passen sie vielleicht nicht mehr hinein. Eine Lösung, die
möglicherweise funktioniert hätte aber nicht ausprobiert wurde, wäre gewesen,
die Abbildung in den *bottom*-Bereich zu platzieren, und beide Tabellen in den
*top*-Bereich.
## Die grundlegende Reihenfolge ##
Der Algorthmus durchläuft folgende Schritte:
- Wenn eine Gleitumgebung gefunden wird, versucht LaTeX, sie nach seinen
Regeln (die noch besprochen werden) sofort zu platzieren.
- Wenn das klappt, wird die Gleitumgebung platziert und die Entscheidung
nie mehr rückgängig gemacht.
- Wenn es nicht klappt, wird die Gleitumgebung in eine Warteschlange
gestellt, damit sie beim nächsten Seitenumbruch (nicht früher) wieder
berücksichtigt werden kann.
- Wenn eine Seite vollständig ist, begutachtet LaTeX seine Warteschlange und
versucht, sie so gut wie möglich zu leeren. Dafür wird es zunächst so viele
Gleitseiten wie möglich erzeugen, in der Hoffnung, dass sich die
Warteschlänge dadurch leert. Wenn diese Möglichkeit erschöpft ist, wird als
nächstes versucht, die übrigen Gleitumgebungen auf die *top*- und
*bottom*-Bereiche zu verteilen. Alle verbleibenden Gleitumgebungen werden
begutachtet und entweder platziert oder für die nächste Seite wieder in die
Warteschlange gestellt.
- Danach wird das Material für die aktuelle Seite verarbeitet. Dabei können
weitere Gletumgebungen entdeckt werden.
- Wenn das Ende des Dokuments oder ein `\clearpage` erreicht wird, startet
LaTeX eine neue Seite, lockert LaTeX elle einschränkenden Regeln und gibt
alle Gleitumgebungen der Warteschlange aus, indem es sie auf Gleitseiten
setzt.
## Regeln, nach denen eine gefundene Gleitumgebung platziert wird ##
Immer, wenn LaTeX eine Gleitumgebung im Quelltext findet, schaut es zunächst
in die Warteschlange, um zu sehen, ob schon eine weitere Umgebung derselben
Klasse in der Schlange steht. Wenn das der Fall ist, wird die Gleitumgebung
der Warteschlange sofort hinzugefügt.
Wenn nicht, dann schaut LaTeX nach den Platzierungsparametern für diese
Gleitumgebung, entweder die des optionalen Arguments oder die der
Voreinstellung der entsprechenden Klasse.
- Wenn die Parameter ein `!` enthalten, wird der Algotithmus alle
Einschränkungen bezüglich der Anzahl der Umgebungen, die in einen Bereich
platziert werden dürfen, oder der maximalen Größe, die ein Bereich einnehmen
darf. Andere Einschränkungen werden angewandt.
- Als nächstes wird geschaut, ob `h` angegeben wurde.
- Wenn ja, dann wird versucht, die Umgebung genau da auszugeben, wo sie im
Quelltext eingegeben wurde. Wenn das klappt, wenn also genügend Platz da
ist, wird die Umgebung platziert, und der Prozess ist beendet.
- Wenn nicht, dann wird als nächstes nach einem `t` geschaut. Ist es da,
wird versucht, die Umgebung in den *top*-Bereich zu platzieren. Wenn es
keine Einschränkungen gibt, die das verhindern, wird die Gleitumgebung
ausgegeben und der Algorithmus stoppt.
- Ist es auch nicht da, wird schießlich nach einem `b` geschaut und, wenn
es gefunden wird, versucht, die Umgebung in den *bottom*-Bereich zu
platzieren, natürlich unter Beachtung eventueller Einschränkungen.
- Wenn das nicht funktioniert hat oder wegen fehlender Parameter nicht
erlaubt war, wird die Gleitumgebung der Warteschlange hinzugefügt.
- Ein eventuell vohandenes `p` wird in diesem Prozess nicht berücksichtigt.
Es wird beim nächsten Seitenumbruch beachtet.
Damit ist der Prozess beendet, der durchlaufen wird, wenn eine Gleitumgebung
im Dokument gefunden wird.
## Leeren der Warteschlange bei einem Seitenubruch ##
Nachdem eine Seite fertiggestellt ist, begutachtet LaTeX die Warteschlange,
und versucht, sie so gut wie möglich zu leeren. Dafür wird es zuerst
versuchen, Gleitseiten zu erzeugen.
Alle Gleitumgebungen, die an einer Gleitseite (oder -kolumne) teilnehmen,
müssen ein `p` als Parameter angegeben haben. Fehlt es, darf die Umgebung
nicht auf eine Gleitseite gesetzt werden. *Obendrein verhindert es, dass
irgendeine andere Umgebung der gleichen Klasse auf die Gleitseite gesetzt wird!*
Darf eine Gleitumgebung auf eine Gleitseite platziert werden, wird sie für die
Seite vorgemerkt. Der Algorithmus kann aber immer noch abrechen, wenn die
Gleitseite nicht „voll genug“ würde. (Das hängt von den Parametereinstellungen
für Gleitseiten ab.) Erst ganz am Ende des Dokuments oder wenn ein
`\clearpage` gefunden wird, werden diese Beschränkungen aufgehoben, und eine
Gleitumgebungen wird auf eine Gleitseite gesetzt, auch wenn sie kein `p` habt
und die einzige Gleitumgebung der Seite ist.
Das Erstellen von Gleitseiten geht so lange weiter, bis der Lagorithmus
entweder keine weiteren Gleitumgebungen zum platzieren übrig hat, oder er
scheitert, eine Gleitseite zu erstellen. Im letzten Fall werden alle
Gleitumgebungen, die bis dahin noch nicht platziert wurden, als Kandidaten für
die *top*- und *bottom*-Bereiche der nächsten Seite (oder Kolumne) behandelt.
Das Vorgehen dann ist dasselbe, wie oben beschrieben mit der Ausnahme, dass
- das Zeichen `h` keine Bedeutung mehr hat (an dieser Stelle sind wir weit
vom ursprünglichen „here“ entfernt) und daher ignoriert wird,
- die Gleitumgebungen an dieser Stelle nicht mehr vom Quelltext stammen,
sondern eine nach der anderen von der Warteschlange.
Jede Gleitumgebung, die bis hierhin noch nicht platziert werden konnte, wird
wieder auf die Warteschlange gesetzt. Wenn LaTeX also wieder soweit ist,
weiteres Textmaterial aus dem Quelltext aufzunehmen, kann die Warteschlange
also bereits Gleitumgebungen enthalten. Eine Konsequenz daraus ist, dass dann
eine Gleitumgebung, die im Dokument gefunden wird, zurückgehalten wird, nur
weil eine frühere Gleitumgebung schon auf der Wartebank sitzt.
## Details zu den Parameter, die die Platzierung beeinflussen ##
Es gibt vier Zähler, die kontrollieren, wie viele Gleitumgebungen in de
verschiedenen Bereiche gesetzt werden dürfen:
- `totalnumber` (Voreinstellung `3`), die maximale Anzahl von
Gleitumgebungen auf einer Textseite (*nicht* Gleitseite!)
- `topnumber` (Voreinstellung `2`), die maximale Anzahl von Gleitumbegungen,
die in einen *top*-Bereich platziert werden dürfen
- `bottomnumber` (Voreinstellung `a`), `1`), die maximale Anzahl von
Gleitumbegungen, die in einen *bottom*-Bereich platziert werden dürfen
- `dbltopnumber` (Voreinstellung `2`), die maximale Anzahl von
Gleitumbegungen, die in einen ganzseitigen *top*-Bereich in einem
zweispaltigen Dokument platziert werden dürfen
Die Größe der einzelnen Bereiche, wird durch Parameter kontrolliert, die den
maximalen oder minimalen Anteil eines Bereichs als Bruchteil der Seitenhöhe
angeben. Sie können mit `\renewcommand` geändert werden.
- `\topfraction` (Voreinstellung `0.7`), maximale Größe des *top*-Bereichs.
- `\bottomfraction` (Voreinstellung `0.3`), maximale Größe des
*bottom*-Bereichs.
- `\dbltopfraction` (Voreinstellung `0.7`), maximale Größe des ganzseitigen
*top*-Bereichs in einem zweispaltigen Dokument.
- `\textfraction` (Voreinstellung `0.2`), *minimale* Größe des Textbereichs,
also des Teils, der nicht von Gleitumgebungen belegt werden darf.
Der Weißraum, der die Gleitumgebungen innerhalb eines Bereichs voneinander
trennt, wird durch die folgenden Parameter bestimmt. Sie alle sind
Gummilängen, dürfen also stauch- oder dehnbare Anteile enthalten. Ihre
Voreinstellung hängt von der Schriftgröße des Dokuments ab und ändern ändert sich,
wenn Klassenoptionen wie `11pt` oder `12pt` verwendet werden. Hier sind die
Voreinstellungen für `10pt`:
- `\floatsep` (Voreinstellung `12pt plus 2pt minus 2pt`), der Abstand
zwischen Gleitumgebungen in den *top*- oder *bottom*-Bereichen.
- `\dblfloatsep` (Voreinstellung `12pt plus 2pt minus 2pt`) der Abstand
zwischen Gleitumgebungen im ganzseitigen *top*-Bereich eines zweispaltigen
Dokuments.
- `\textfloatsep` (Voreinstellung `20pt plus 2pt minus 4pt`) der Abstand
zwischen *top*- oder *bottom*-Bereich und Textbereich
- `\dbltextfloatsep` (Voreinstellung `20pt plus 2pt minus 4pt`) der Abstand
zwischen ganzseitigem *top*-Bereich eines zweispaltigen Dokuments und
Textbereich.
Gleitumgebungen, die „here“ platziert werden, wird der Abstand zum
umgebenden Text durch folgende Länge vorgegeben:
- `\intextsep` (Voreinstellung `12pt plus 2pt minus 2pt`)
Im Fall von Gleitseiten oder Gleitkolumnen (also einer Seite oder Spalte, die
nur Gleitumgebungen enthält), gelten die Parameter nicht. Sie werden durch
diesen Parameter kontrolliert:
- `\floatpagefraction` (Voreinstellung `0.5`), minimaler Anteil einer Seite
oder Kolumne, der durch Gleitumgebungen besetzt werden muss, bevor eine
Gleitseite oder Gleitkolumne gebildet werden darf.
# Konsequenzen des Algorithmus #
## Eine Gleitumgebung kann früher im Dokument erscheinen als im Quelltext ##
Die Platzierung einer Gleitumgebung im Quelltext bestimmt den frühesten Punkt,
and dem eine Gleitumgebung erscheinen darf. Sie kann im Dokument zu ienem
bestimmten Grad rückwärts wandern, da sie in den *top*-Bereich der aktuellen
Seite platziert werden könnte. Sie kann aber nicht auf einer früheren Seite
als der umgebende Text erscheinen, da LaTeX keine Rückverfolgung macht und die
früheren Seiten bereits gesetzt sind.
Daher wird eine Gleitumgebung normalerweise in der Nähe seiner ersten
Erwähnung (Text wie „siehe Tabelle~3“) platziert, weil man dadurch
sicherstellt, dass die Gleitumgebung entweder auf der gleichen Seite wie der
Text oder eine Seite später erscheint. In machnen Fällen möchte man die
Gleitumgebung vielleicht auf der vorhergehenden Seite platzieren (wenn die
Seite von der Erwähnung aus immer noch sichtbar ist). Das kann man nur
erreichen, in dem man den Quelltext an eine frühere Stelle schiebt.
## Ganzseitige Gleitumgebungen in zweispaltigen Dokumenten werden immer erst zurückgehalten ##
Wenn LaTeX eine ganzseitige Gleitumgebung (also `figure*` oder `table*`) im
zweispaltigen Satz findet, wird sie sofort auf die Warteschlange geschoben.
Das liegt wieder am „gierigen“ Verhalten des Algorithmus': wenn LaTeX gerade
die zweite Spalte einer Seite sammelt, ist die erste Spalte bereits
eingesammelt und für den Satz gespeichert. Da LaTeX nicht zurückschaut, gibt
es keine Möglichkeit, die Umgebung auf die aktuelle Seite zu setzen. Um den
Algorithmus einfach zu halten, geschieht das gleiche sogar, wenn die erste
Spalte bearbeitet wird.
Um also eine Gleitumgebung auf die aktuelle Seite zu setzen, muss man sie
manuell an eine andere Stelle in der Quelle verschieben -- vor den Anfang der
aktuellen Seite. Offensichtlich kann jede weitere Veränderung am Dokument
diese Anpassung obsolet machen. Wenn man solche Anpassungen also überhaupt
vornimmt, dann am besten in der allerletzten Phase der Dokumenterstellung --
wenn alles Material geschrieben ist und man sich auf Feineinstellungen des
optischen Erscheinungsbilds konzentrieren kann.
## Es gibt keinen *bottom*-Bereich für ganzseitige Gleitumgebungen ##
Eigentlich ist das keine Konsequenz aus dem Algorithmus sondern eine Tatsache
über ihn. Die einzigen Bereiche für zweispaltige Gleitumgebungen sind der
*top*-Bereich und eine Gleitseite. Wenn man also ein `h` oder `b` als
Parameter hinzufügt, werden sie einfach ignoriert. `{figure*}[b]` impliziert,
dass die Gleitumgebung bis zum Ende das Dokuments oder dem nächsten
`\clearpage` zurückgehalten wird.
## Alle Parameter schränken (normalerweise) die Platzierungsmöglichkeiten ein ##
Das mag offensichtlich erscheinen, ist es aber Wert, wiederholt zu werden:
jeder Parameter beschränkt LaTeXs Möglichkeiten, Gleitumgebungen zu
platzieren. es gibt immer eine Möglichkeit, einen Parameter so einzustellen,
dass er die Platzierung nicht mehr beeinflusst. Leider lädt man damit zu eher
schlecht aussehenden Platzierungen ein.
LaTeXs Voreinstellungen sind ziemlich großzügig. Damit beispielsweise eine
Gleitseite akzeptiert wird, muss/müssen die Gleitumgebung(en) mindestens eine
halbe Seite einnehmen. Anders gesagt ist es erlabt, dass eine solche Seite
zur Hälfte leer ist, was in den meisten Fällen sicherlich nicht die
bestmögliche Lösung ist.
Oft geschieht es, dass Anwernder versuchen, solche Einstellungen zu
verbessern, und dann überrascht sind, wenn sich plötzlich alle Gleitumgebungen
am Ende des Dokuments aufstapeln. Um bei dem eispiel zu bleiben: wenn man
`\floatpagefraction` auf, sagen wir, `0.8` einstellt, heißt das, das eine
Gleitumgebung, die `0.75` einer Seite einnehmen würde, keine Gleitseite bilden
darf. Wenn es also keine zweite Gleitumgebung gibt, die hinzugefügt werden
kann, wird die Umgebung zurückgehalten, zusammen mit allen weiteren Umgebungen
der gleichen Klasse. Es ist noch schlimmer: diese spezielle Umgebung ist zu
groß, um auf die nächste Seite im *top*-Bereich platziert zu werden, da die
maximal erlaubte Größe in der Voreinstellung `0.7` beträgt. Als Konsequenz
wird die Umgebung bis zum nächsten `\clearpage` zurückgehalten.
Aus diesem Grund ist es am besten, nicht an den Parametern zu fummeln, während
man ein Dokument schreibt. Oder wenigstens nicht so, dass man es dem
Algorithmus schwerer macht, die Gleitumgebung in der nähe der Erwähnung zu
platzieren. Zum Korrekturlesen ist es wesentlich wichtiger, dass die
Gleitumgebung in der Nähe ihrer Erwähnung ist, als halbleere Seiten zu
vermeiden.
Einen weiteren SChluss, den man hier ziehen kann, ist, dass es Abhängigkeiten
zwischen einigen der Parameter gibt. Es ist wichtig, dass man sie
berücksichtigt, wenn man die Werte ändert.
## „Hier“ bedeutet eigentlich „hier, wenn es passt“ ##
... und oft passt es nicht. Für viele Leute ist es etwas überraschend, aber
durchdie durch die Art und Weise, wie der Algorithmus konzipiert wurde, ist `h` kein
unbedingter Befehl. Wenn ein unbedingter Befehl benötigt wird, bieten
Erweiterungen zum Beispiel den `H` Parameter, der wirklich bedeutet „hier und
starte eine neue Seite, wenn nötig“. (In einem solchen Fall kann man sich auch
überlegen, ob man wirklich eine *Gleit*umgebung braucht.)
## Gleit-Optionen legen keine bevorzugte Reihenfolge fest ##
Wie bereits erwähnt, versucht der Algorithmus, die Gleitumgebungen in einer
vorgegebenen Reihenfolge in den verfügbaren Bereichen zu platzieren. Die
Reihenfolge ist festprogrammiert: „here“, „top“, „bottom“ und -- bei
Seitenumbrüchen -- zuerst „page“ und, nur falls das nicht möglich ist, „top“
gefolgt von „bottom“ auf der folgenden Seite.
Wenn man also `[bt]` angibtm angibt, heißt das nicht, dass zuerst „bottom“ und erst
danach „top“ ausprobiert wird. Es bedeutet lediglich, dass diese Gleitumgebung
nur in den *top*- und *bottom*-Bereich gehen darf, genau wie bei `[tb]`.
## Zusammenhang zwischen Gleitumgebungen und Fußnoten ##
Dieser Punkt ist nicht wirklich eine Konsequenz des Algorithmus' sonderen eher
eine seiner Implementierung: jedes mal, wenn LaTeX sich zu entscheiden
versucht, wo eine Gleitumgebung (oder ein `\marginpar`) platziert werden soll,
löst es die *Output routine* (OR) aus. Als Teil dieses Prozesses werden alle
Fußnoten von ihrem aktuellen Platz auf der „Druckfahne“ entfernt und zusammen
in die `\footins`-Box gesammelt. Nachdem die Gleitumgebung platziert oder auf
die Warteschlange gesetzt wurde, kehrt LaTeX zur Druckfahne zurück. Wegen der
OR wurde diese aber *geändert*: LaTeX muss die Fußnoten nun irgendwo aber
*alle gemeinsam* platzieren. Also fügt es die Fußnoten (genauer: den
Fußnotentext) am Ende der Fahne ein.
Wenn jetzt aber die Seite schlußendlich an einer anderen Stelle gebildet wird,
kann es passieren, dass die Fußnoten auf der falschen Seite oder in der
falschen Spalte erscheinen. Das ist zwar ein ziemlich unwahrscheinliches
Szenario, aber falls es passiert, sollte man überprüfen, ob in der Nähe des
Seitenumbruchs eine Gleitumgebung ist. Dann kann man entweder die
Gleitumgebung an eine andere Stelle schieben oder einen expliziten
Seitenumbruch einfügen.
Ein spezieller Fall ist es Wert, hervorgehoben zu werden: platziere keine
Gleitumgebung direkt nach einer Überschrift, ausßer es ist eine Überschrift,
die immer am Anfang einer Seite steht. Überschriften sind normalerweise recht
große Objekte, verhinderen aber einen Seitenumbruch nach sich. Eine
Gleitumgebung hier mittenrein zu setzen, bedeutet, die OR auszulösen, bevor
sich LaTeX entscheiden kann, wo es umbrechen soll, wodurch Fupßnoten an die
falsche Stelle geschoben werden.
[1]: http://tex.stackexchange.com/a/39020/5049