Hallo,

bei einem Dokument mit vielen Seiten verschwindet durch die Bindung ein Teil des innenliegenden Randes und manchmal sogar des Textes. Mit der Bindekorrektur kann ich das anpassen. Wie groß jedoch die Bindekorrektur ausfallen muß, bleibt für mich noch ein Rätsel. Gibt es hierfür ein Richtwert?

gefragt 06 Sep '14, 17:37

Tischa's gravatar image

Tischa
1.4k30106129
Akzeptiert-Rate: 15%


Die Bindekorrektur sollte natürlich so groß sein, wie der Verlust durch die Bindung. Anders gesagt, schlage eine Buch im entsprechenden Format auf, messe wie groß die sichtbare Doppelseite ist, dividiere den Wert durch 2 und ziehe das Ergebnis von der Breite des Buchblocks ab. Das ist die Bindekorrektur für das entsprechende Buch. Dabei ist der Wert, den man für ein neues Dokument zu wählen hat, sowohl von der Dicke des Buches als auch von der Art der Bindung ab. Bei Büchern, die ganz klassisch in Fadenbindung aus Signaturen entstehen, wird man in der Regel weniger Bindekorrektur benötigen als für ein Buch in mäßiger Leimbindung aus dem Copyshop. Bei letzterem wird man eine sehr starke Abhängigkeit von der Dicke des Buchs habe, bei ersterem eine deutlich geringere.

In der KOMA-Script-Anleitung heißt es dazu:

Betrachtet man […] ein gebundenes Druckerzeugnis, so ist zu erkennen, dass ein Teil des Papiers in der Bindung verschwindet und nicht mehr als Seite zu sehen ist. Für den Satzspiegel ist jedoch nicht entscheidend, welches Format das Papier hat, sondern, was der Leser für einen Eindruck vom Format der Seite bekommt. Damit ist klar, dass bei der Berechnung des Satzspiegels der Teil, der durch die Bindung versteckt wird, aus dem Papierformat herausgerechnet und dann zum inneren Rand hinzugefügt werden muss. Wir nennen diesen Teil Bindekorrektur. Die Bindekorrektur ist also rechnerischer Bestandteil des Bundstegs, nicht jedoch des sichtbaren inneren Randes.

Die Bindekorrektur ist vom jeweiligen Produktionsvorgang abhängig und kann nicht allgemein festgelegt werden. Es handelt sich dabei also um einen Parameter, der für jeden Produktionsvorgang neu festzulegen ist.

Ich glaube der KOMA-Script-Autor hat auf eine ähnliche Frage mal zwei Hinweise für den unteren Wert der Bindekorrektur gegeben, die sinngemäß lauteten:

  • Wenn ein ähnliches Buch – also ein ähnlich dickes Buch, das auf ähnliches Papier gedruckt und auf dieselbe Weise gebunden wurde – eine Falz besitzt, gibt diese den unteren Wert für die Bindekorrektur an.
  • Wenn man in ein geschlossenes, ähnliches Buch – also ein ähnlich dickes Buch, das auf ähnliches Papier gedruckt und in derselben Weise gebunden wurde – ein Blatt Papier im Format des Buchblocks schiebt, ohne Gewalt auszuüben und mit sauber paralleler Kante (dazu muss man meist nochmal ein wenig am Blatt ziehen, wenn es im Buch steckt), wird die Bindekorrektur min. so groß sein, wie die Breite des Teils, des Blattes, der aus dem Buch herausragt.

Ich habe das zweite Verfahren gerade mal bei zwei Büchern ausprobiert. Bei einem Buch mit Falz, steckte das Blatt erstaunlicherweise genau bis zur Falz im Buch. Bei einem deutlich dickeren Buch ohne Falz, ging es beim ersten Versuch viel zu weit ins Buch, beim zweiten Versuch nicht weit genug.

Leider finde ich nicht mehr, wo das geschrieben wurde. Und wie gesagt, geben beide Verfahren nur den absoluten unteren Wert für die Bindekorrektur an. Meist wird man etwas mehr angeben müssen. Tatsächlich wird sich der korrekte Wert für die Bindekorrektur im Laufe des Lebens eines Buches sogar verändern. Ein neues Buch schlägt meist sehr viel schlechter auf. Ich habe beispielsweise ein dickes Buch mit Klaviernoten. Als es neu war, ging auf allen Seiten min. 2 cm von der sichtbaren Seite verloren. Allerdings hieß es in der Anleitung zu dem Buch, dass die Klebebindung es verträgt, wenn man das Buch regelrecht in der Bindung aufknickt. Das habe ich mehrfach gemacht und in Folge der ausführlichen Verwendung gehen jetzt auf jeder Seite nur noch ca. 3–5 mm durch die Bindung verloren. Man kann daran sogar erkenne, welche Stücke ich nicht mag … Natürlich kann man im Laufe der Lebensdauer eines Buchs die Bindekorrektur nicht mehr ändern. Also ist der Wert, den man wählt ohnehin immer ein Kompromiss.

Permanenter link

beantwortet 06 Sep '14, 18:18

gast3's gravatar image

gast3
(ausgesetzt)
Akzeptiert-Rate: 53%

bearbeitet 06 Sep '14, 18:55

@Ijon Tichy

Das habe ich schon befürchtet. Ich hoffte auf einen Richt- bzw. Erfahrungswert. Ich weiß, dass dies von sehr vielen Faktoren abhängig ist (Art der Bindung, Papierdicke etc.), allerdings wäre es schon hilfreich einige Annäherungswerte zu sammeln, da ich es ungemein umständlich halte die Bindungskorrektur erst am Ende festzulegen. Auch wenn der Wert dann vielleicht nicht exakt ist, ist es m.E. unsinnig und unpraktisch im quasi Probedruck-Verfahren den Bindungswert zu messen. Bei vielen Buchseiten ist das nicht nur teuer, sondern auch umweltschädlich.

(06 Sep '14, 18:26) Tischa

@Tischa: Du musst auf alle Fälle wissen, wie das Buch gebunden wird und wie dick es wird. Sonst kann man kaum etwas dazu sagen. Am besten nimmst Du ein ähnlich dickes Buch desselben Verlags, das auf möglichst ähnlichem Papier gedruckt ist und bestimmst damit den Wert. Falls das Buch eine Falz hat, ist das der untere Wert. In der Regel wirst Du einen etwas höheren Wert benötigen. Siehe dazu auch mein Hinweis, wie man es ausmessen kann. Eine konkretere Faustregel, die sowohl für Spiralbindung von 10 Seiten als auch für Fadenbindung von 1000 Seiten gilt, kann es nicht geben.

(06 Sep '14, 18:38) gast3

@Iljon Tichy Ja, schade. Bevor das Buch editiert wird, muss das Prüfungsexemplar aber erstmal raus.;-) Ich werd mal schauen, ob ich einen Copy-Shop meines Vertrauens finde, der das für seine Druckverfahren weiß. Allerdings glaube ich nicht, dass die Gängigen sich mit so etwas auskennen.

(06 Sep '14, 18:44) Tischa

@Tischa Zu meiner Zeit hatten Copy-Shops meist das eine oder andere von ihnen gebundene Buch da. Lass Dir eines zeigen und schätze dann gut … Am Ende wirst Du selten den optimalen Wert treffen. Nach dem 10. Buch wirst Du denken, Du wüsstest nun, wie es geht. Beim 11. Buch wird dann irgend etwas ganz anders laufen und Du wirst wieder daneben liegen …

(06 Sep '14, 18:58) gast3
Deine Antwort
Vorschau umschalten

Folgen dieser Frage

Per E-Mail:

Wenn sie sich anmelden, kommen Sie für alle Updates hier in Frage

Per RSS:

Antworten

Antworten und Kommentare

Markdown-Grundlagen

  • *kursiv* oder _kursiv_
  • **Fett** oder __Fett__
  • Link:[Text](http://url.com/ "Titel")
  • Bild?![alt Text](/path/img.jpg "Titel")
  • nummerierte Liste: 1. Foo 2. Bar
  • zum Hinzufügen ein Zeilenumbruchs fügen Sie einfach zwei Leerzeichen an die Stelle an der die neue Linie sein soll.
  • grundlegende HTML-Tags werden ebenfalls unterstützt

Frage-Themen:

×6
×1
×1

gestellte Frage: 06 Sep '14, 17:37

Frage wurde gesehen: 12,504 Mal

zuletzt geändert: 06 Sep '14, 18:58