Zugegeben, obwohl ich schon mehrere Jahre \LaTeX verwende, habe ich mich mit dem Entwicklungsmodell nicht wirklich stark auseinandergesetzt. In der Zeit habe ich aber viele Pakete kennen und schätzen gelernt, beobachtet wie Pakete kommen und gehen, sich teilweise verändern oder zum Teil fester Bestandteil nahezu all meiner Dokumente werden. Ein Beispiel wäre bei mir das Paket enumitem. Meiner Meinung nach könnte man die Funktionalitäten dieses Paketes auch fest in \LaTeX integrieren. Wird über sowas auch außerhalb meines Kopfes nachgedacht? Gibt es Pläne die Basisfunktionalitäten von \LaTeX zu erweitern oder gar zu ändern? ...

In diesem Zusammenhang stellst sich mir auch die Frage, wie ich möglichst langlebige Dokumente erstelle, die ich auch in vielen Jahren noch problemlos kompilieren kann. Worauf sollte man achten, was sollte man eher vermeiden, ...?

Ergänzung:

Ich würde es vermutlich auch begrüßen, falls \LaTeX monolithischer werden würde, zum Beispiel ein allgemeines Paket für Tabellen anstelle von vielen Paketen für jeweils einzelne Aspekte von Tabellen, die im schlimmsten Fall noch miteinander im Konflikt stehen. Hier würde mich interessieren, wie das Andere sehen.

gefragt 13 Aug '14, 09:12

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feynman
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bearbeitet 28 Sep '14, 16:51

LaTeX (und besonders TeX) sind ja auf Stabilität und Langlebigkeit ausgelegt. Die Modularität ist dabei ein besonderer Vorteil, denn es gibt ja verschiedene Pakete, welche Listen beeinflussen. Welches sollte denn da gewinnen und im Kern implementiert werden.

(13 Aug '14, 09:30) Johannes

Monolithischer bekommst Du mit ConTeXt statt LaTeX. Langlebig allerdings ganz und gar nicht. Wenn Du dort wissen willst, wie Du langlebige Dokumente erstellen sollst, wird Dir ConTeXt Mark II empfohlen. Das ist als würde man Dir LaTeX 2.09 empfehlen, wenn Du wisse willst, wie man mit LaTeX langlebige Dokumente erstellt.

(28 Sep '14, 18:21) gast3

Kommt darauf an, was Du unter langlebig verstehst. Man muss da sehr zwischen Dokumenten unterscheiden, die ständig weitergepflegt werden und bei denen sich der Umbruch daher ohnehin immer wieder ändert. Bei solchen ist es in der Regel nicht erforderlich, die Klasse und alle Pakete zu konservieren. Sollte tatsächlich mit einem Update eine echte Inkompatibilität einher gehen, also insbesondere nun Fehlermeldungen entstehen, so kann man entweder auf eine funktionierende ältere Klassen- oder Paketversion zurück gehen (beispielsweise von »The TeX Collection«, einer DVD, die man als DANTE-Mitglied in der Regel jährlich, gratis erhält), oder – und das halte ich für ratsam – man entwickelt das Dokument ebenfalls weiter und behebt den Fehler.

Bei Dokumenten, die unverändert sehr lange existieren sollen, ist es hingegen sinnvoll, genau die Version der Klasse und aller Pakete zu archivieren, die verwendet werden. Für normale Klassen und Paket geht das noch recht einfach, beispielsweise über die Informationen von \listfiles. Werden Fonts geladen und sind deren eventuell veränderlichen Metriken für den Umbruch ebenfalls relevant, so muss man allerdings auch diese mit speichern. Verschiedene, komfortable Möglichkeiten zur Archivierung werden in der Antwort von @Bes auf die Frage »Wie erstelle ich ein echtes Archivdokument?« genannt.

Die Basisfunktionalität von LaTeX2e wird sich wohl nicht mehr ändern. Selbst Misfeatures werden nur noch via fixltx2e aber nicht mehr im LaTeX-Kernel behoben. Dort werden nur noch echte Fehler beseitigt.

Allerdings macht LaTeX3 in letzter Zeit wieder Fortschritte. Welche der l3-Pakete dann tatsächlich Bestandteil der Grundfunktionalität sein werden und welche man eher als Zusatz betrachten sollte, ist heute kaum zu sagen. Wenn es jedoch irgendwann einen LaTeX3-Kern geben wird, wird dieser sicher anders sein als der LaTeX2e-Kern. Ob die Grundfunktionalität nur durch den Kern oder durch weitere Module definiert wird, muss man dann sehen. Das, was man aus heutiger Sicht als LaTeX3 definieren würde, ist ebenfalls bereits sehr viel anders und stellt eine deutlich andere und auch erweiterte Grundfunktionalität bereit.

Als ich vor über 20 Jahren mit LaTeX angefangen habe, war ich schon erstaunt, wie lange es TeX bereits gibt (LaTeX war relativ neu). Und hätte mir damals jemand gesagt, dass es heute noch immer LaTeX gibt, ich hätte gezweifelt. Vor einiger Zeit habe ich ein altes LaTeX-2.09-Dokument mit dem aktuellen LaTeX2e übersetzt. Das hat einschl. Einbinden von eps-Bildern funktioniert. Ich habe dann allerdings einen Nachmittag investiert, um es wirklich auf LaTeX2e (u. a. auch \includegraphics statt direkte \special-Anweisungen) umzustellen. Ich erwarte inzwischen, dass es LaTeX in 20 Jahren noch immer geben wird. Schließlich ist das nur eine Frage, ob es dann noch diese Verrückten gibt, von denen ich einer bin …

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beantwortet 13 Aug '14, 20:35

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gast3
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bearbeitet 13 Aug '14, 20:49

Ich habe ich verschiedenen Kommentaren auf TeX.sx (leider hab ich sie nicht mehr gefunden) gelesen, dass die Grundidee bei LaTeX3 unter anderem ist, dass der Kernel bereits sehr viele Basisfunktionalitäten bereitstellen soll (z.B. die von amsmath, evtl sowas wie PGF, ...), und zwar aus mehreren Gründen: zum einen, damit man als Dokumentenautor nicht mehr mehr die zig Pakete laden muss, die man in vielen Dokumenten braucht, und zum anderen, damit man es auch schafft, dass eine kritische Menge von Anwendern umsteigt von 2e auf 3. (cont.)

(13 Aug '14, 23:27) cgnieder

(cont.) Aber das ist natürlich trotz der derzeit aktiven Entwicklung noch Zukunftsmusik.

(13 Aug '14, 23:27) cgnieder

@Clemens Ich bin gespannt, ob dann die Standardklassen auch eine ähnliche Basisfunktionalität wie die KOMA-Script-Klassen oder memoir bereitstellen werden oder diese Klassen sehr schnell auf LaTeX3 portiert werden. Denn ohne solche Klassen wird es mit dem Umstieg der kritischen Massen kaum etwas werden. Und wie war das noch: Man sollte noch immer nicht damit beginnen bis zum Erscheinen von LaTeX3 die Luft anzuhalten …

(29 Sep '14, 09:43) gast3

@Ijon da hast Du mit beidem recht. :)

(29 Sep '14, 14:11) cgnieder

Es kommt auch sehr darauf an, was man überhaupt unter einem "Dokument" versteht. Die falsche Bezeichnung eines elektronischen Schriftstücks als Dokument ist sehr irreführend. Ein Schriftstück, das verändert werden kann, also jeweils eine Neukompilierung durchlaufen kann und dessen Komponenten, Beschreibungen und Ausführungsprogramme veränderbar sind, ist kein Dokument und per Definition nicht langlebig.

Im übrigen muß man zwischen der Beschreibung des Schriftstückes und dem Schriftstück selbst unterscheiden. Die Frage zielt auf die Konservierung der Beschreibungen, der notwendigen Programmbestandteile zu deren Kompilierung und implizit auch zur Aufbewahrung der nötigen Hardware oder entsprechender Emulationen, also auf die Komponenten des Herstellungsprozesses.

Ein "Dokument" ist etwas völlig anderes. Ein Dokument ist das Endprodukt der Herstellungsprozesse zum gegenwärtigen Stand und kann und soll auch ohne diesen fortbestehen, es soll auch dann fortbestehen, wenn die Herstellungsprozesse vollständig vergessen, verändert oder unanwendbar geworden sind. Lediglich die Verwertungsbedingungen für das Schriftstück müssen erhalten bleiben, also Lesen, Verstehen, Lesbarkeit etc. In jedem Falle muß es selbst aber unverändert bleiben, wenn es "Dokument" heißen soll; die (veränderlichen)Herstellungsprozesse dürfen auf ein "Dokument" nicht mehr anwendbar sein.

Ein "Fortschritt" in den technischen Möglichkeiten darf sich deshalb auf ein "Dokument" gar nicht abbilden.

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beantwortet 01 Okt '14, 00:10

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ctansearch
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DUDEN listet für das Wort "Dokument" vier Bedeutungen auf:

  • Urkunde, amtliches Schriftstück
  • Beweisstück, Zeugnis
  • (DDR) Kurzform für: Parteidokument
  • (EDV) strukturierte, als Einheit erstellte und gespeicherte Menge von Daten; [Text]datei

Wenn hier also im Bereich der Textverarbeitung oder des Computersatzes von einem Dokument die Rede ist, darf durchaus davon ausgegangen werden, dass von einer strukturierten, als Einheit erstellten und gespeicherten Menge von Daten in Form einer Textdatei die Rede ist und der Begriff in diesem Sinne korrekt verwendet wurde.

(02 Okt '14, 07:55) gast3

@IjonTichy

..und so schließt man messerscharf... Der Duden passt sich dem Sprachgebrauch an und ist hier kein Argument. Der Gebrauch das Begriffes "Dokument" für ein veränderliches Schriftstück ist und bleibt falsch und irreführend.

(02 Okt '14, 08:47) ctansearch
1

»Der Duden passt sich dem Sprachgebrauch« Genau! Und wenn auch der Duden irrelevant ist, der Sprachgebrauch ist es nicht. Ich kann Deinen Einwand gut verstehen, das ändert aber nichts daran, dass das Wort „Dokument“ auch in dem Sinn verwendet wird, wie ihn Ijon beschrieben hat. Das muss einem zwar nicht gefallen, das kann man sogar für falsch halten, nützt aber nichts, wenn genügend andere Leute das Wort trotzdem so verwenden :)

(02 Okt '14, 10:55) cgnieder
2

@ctansearch Das ist keine Antwort auf die Frage, sondern eher ein Kommentar von Dir, den Du an die Frage hängen kannst. Als Antwort im Sinne von "Lösung" wird es vllt. hier nicht stehenbleiben, weil hier scheinbar nur Fragesteller und Antwortgeber über Wortwahl belehrt werden sollen. Siehe meinen nachfolgenden Kommentar.

(02 Okt '14, 12:12) stefan ♦♦

Gerade beim Computern ist ans Englische angelehnter Sprachgebrauch üblich. Hier finde ich das kennzeichnend, was in der Wikipedia steht: "A document is a written or drawn representation of thoughts. Originating from the Latin Documentum meaning lesson - the verb doceō means to teach, and is pronounced similarly, in the past it was usually used as a term for a written proof used as evidence. In the computer age, a document is usually used to describe a primarily textual file, along with its structure and design, such as fonts, colors and additional images."

(02 Okt '14, 12:14) stefan ♦♦

@stefan Ich sehe meine Antwort ebenso als Antwort an wie Ijons, der auch nur kommentierend geantwortet hat. Die Sprachverzerrung, die sich durch das englische "document" eingeschlichen hat, sollte gerade hier thematisiert werden, nicht zuletzt weist Du ja selbst immer wieder darauf hin, daß dies eine deutschsprachige Seite ist. Und nur weil tausende denselben Fehler machen, wird er ja nicht richtig. Ansonsten ist das Thema ja in meiner Frage: http://www.texwelt.de/wissen/fragen/5999 genauer behandelt.

(02 Okt '14, 12:55) ctansearch
2

Bei Sprache ist es schon so: wenn die Mehrheit etwas "falsch" macht, dann wird es richtig. Das nennt man Sprachwandel... Dass Wörter ihre Bedeutung erweitern oder verändern, ist dabei ganz normal...

(02 Okt '14, 13:00) cgnieder
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gestellte Frage: 13 Aug '14, 09:12

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zuletzt geändert: 02 Okt '14, 13:00